Kontext
- Was verursacht die globale Erwärmung?
- Warum ist der Klimawandel ein ernstes Problem?
- Was bedeutet Klimaneutralität? Was ist der Unterschied zwischen CO2-neutral, Treibhausgasneutral und klimaneutral?
- Was ist das Global Warming Potential (GWP) und was sagen CO2-Äquivalente (CO2e) aus?
- Welche Branchen sind besonders betroffen?
- Wie viel ist eine Tonne CO2?
Was verursacht die globale Erwärmung?
Der Klimawandel wird durch den Treibhauseffekt herbeigeführt: Treibhausgase in der Erdatmosphäre lassen Sonnenwärme zwar in die Atmosphäre eindringen, behindern jedoch deren Abstrahlung zurück in den Weltraum. Viele dieser Gase sind natürliche Bestandteile der Erdatmosphäre. Durch menschliche Tätigkeit ist jedoch die Konzentration einiger Treibhausgase stark angestiegen. CO2 ist dabei das mengenmäßig am meisten durch menschliche Tätigkeiten erzeugte Treibhausgas: 63% der durch Menschen verursachten Klimaerwärmung wird darauf zurückgeführt.
Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre ist heute 40% höher als zu Beginn der Industrialisierung. Auch andere Treibhausgase werden in geringeren Mengen emittiert, behindern jedoch die Abstrahlung der Sonnenwärme zurück in das Weltall tausendfach wirksamer als CO2. 19% der vom Menschen verursachten Klimaerwärmung ist auf das Treibhausgas Methan (CH4) zurückzuführen, 6% auf Distickstoffoxid (N2O). Den Rest machen vor allem fluorierte Gase aus. Die Menge der in der Atmosphäre natürlich vorkommenden Treibhausgase erhöht sich enorm, vor allem durch die Nutzung fossiler Brennstoffe, die Abholzung von Regenwäldern und die Viehzucht.
Warum ist der Klimawandel ein ernstes Problem?
Steigende Durchschnittstemperaturen und der sich stetig erhöhende Meeresspiegel sind nur zwei der vielfältigen Auswirkungen des Klimawandels. Er führt zu einer veränderten Klimavariabilität – starke kurzfristige Klimaschwankungen und häufigere Extremwetterereignisse wie Starkregen oder Hitzesommer sind die Folge.
Besonders bedrohliche Risiken sind die verringerte Qualität und Quantität von Trinkwasser und Anbaubedingungen für Grundnahrungsmittel. Auch das veränderte bzw. verlängerte Auftreten biologischer Allergene (z.B. Pollen) und das gehäufte Auftreten sogenannter Vektoren (Krankheitsüberträger wie Zecken oder Stechmücken) gibt Anlass zur Sorge. Die Verschiebung der Zeiträume, in denen Pflanzen wachsen, blühen und Früchte tragen hat zudem Einfluss auf die landwirtschaftliche Produktion.
Auch Wirtschaft und Verkehr werden beeinträchtigt: Straßen und Schienen werden von Starkregen unterspült und leiden unter hohen Temperaturen, Binnenwasserstraßen leiden unter Hoch- oder Niedrigwasser. Zudem beziehen viele Kraftwerke ihr Kühlwasser aus Flüssen und speisen es erwärmt wieder ein: Ist das Flusswasser zu warm oder durch Sommerhitze stark dezimiert, müssen Kraftwerke im Notfall abgeschaltet werden.
Was bedeutet Klimaneutralität? Was ist der Unterschied zwischen CO2-neutral, Treibhausgasneutral und klimaneutral?
CO2-Neutralität ist der Gleichgewichtszustand zwischen der Emission von Kohlenstoffdioxid und dessen Aufnahme aus der Atmosphäre in sog. Kohlenstoffsenken.
Treibhausneutralität betrachtet neben CO2 zusätzlich alle weiteren Treibhausgase. Das bedeutet, Treibhausgasneutralität ist erreicht, wenn keine Treibhausgase emittiert werden, die über jene hinausgehen, die durch die Natur oder sonstige Senken aufgenommen werden können.
Neben Treibhausgasen spielen jedoch auch weitere Indikatoren für die Erderwärmung eine Rolle, etwa die Verunreinigung von Böden und Gewässern, der Rohstoffverbrauch und der Verlust von Biodiversität. Klimaneutralität ist dementsprechend erst erreicht, wenn alle dieser Auswirkungen auf das Klima neutralisiert sind. Das Einbeziehen aller Umweltauswirkungen ist für den Kampf gegen den Klimawandel unabdingbar, jedoch sehr komplex und für Organisationen praktisch kaum zu machen.
Deshalb liegt, konform zur Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen, der Fokus zunächst auf der Erreichung von Treibhausgasneutralität. Die Ende 2023 veröffentlichte Norm ISO 14068-1:2023-11 nennt diesen Zustand, an dem alle zu diesem Zeitpunkt nicht vermeidbaren Emissionen kompensiert werden, also wenn THG-Emissionen und THG-Entzug sich die Waage halten, „Carbon Neutral“. Da die Norm noch nicht ins Deutsche übersetzt wurde, nennen auch wir es derweil Carbon Neutral.
Was ist das Global Warming Potential (GWP) und was sagen CO2-Äquivalente (CO2e) aus?
Bei der Erstellung von Treibhausgasbilanzen (Carbon Footprints) werden, wie der Name schon andeutet, nicht nur Kohlenstoffdioxid, sondern auch weitere klimaschädliche Gase (Treibhausgase) betrachtet. Diese klimarelevanten Gase wurden im Kyoto-Protokoll definiert und jährlich durch das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) bewertet.
Neben CO2 werden beispielsweise Gase wie Methan (CH4), das hauptsächlich durch Landwirtschaft und Gasleckagen freigesetzt wird mit bilanziert. Ebenso dazu gehören verschiedene Kühlmittel, Lachgas (N2O) aus Düngemitteln und der chemischen Industrie sowie Schwefelhexafluorid (SF6), das als Isoliergas in der Hochspannungstechnik Verwendung findet.
All diese zusätzlichen Gase haben einen großenteils deutlich stärkeren Einfluss auf das Klima als CO2. Um die Wirkung der Gase anschaulicher vergleichen zu können, wurde das sogenannte „Global Warming Potential“ (GWP) definiert.
Das GWP von Methan hat, bezogen auf die Wirkung über 100 Jahre, den Wert 28. Das bedeutet, dass die Auswirkung auf das Klima von 1 t Methan genauso schädlich ist wie die von 28 t CO2. Insbesondere teilhalogenierte oder perfluorierte Kohlenwasserstoffe haben oft vierstellige GWP-Werte. Die Skala geht bis zu SF6 mit einem GWP von 23.500.
Um Carbon Footprints vergleichbar darstellen zu können, wird daher die gesamte Menge an Treibhausgasemissionen neben der Aufteilung in die einzelnen Gase auch in sogenannten CO2-Äquivalenten (CO2e) angegeben. Dabei werden Nicht-CO2-Treibhausgase über ihr GWP in CO2e umgerechnet.
Ein Beispiel verdeutlicht dies:
Hätte ein Unternehmen eine Emissionsmenge von jährlich 100 t CO2 und 1 t CH4, betrüge der Carbon Footprint des Unternehmens 128 t CO2e.
Welche Branchen sind besonders betroffen?
Die Verantwortung für den Umweltschutz betrifft alle Branchen. Eine besondere Rolle kommt dabei jedoch emissionsintensiven Branchen zu, wie z.B. der Energieerzeugung oder der Schwerindustrie (Stahl, Aluminium, etc.), zu denen bereits konkrete Maßnahmen im Klimapaket definiert wurden. Ebenfalls im Fokus stehen Unternehmen, deren Produkte direkt an die Endverbraucher geliefert werden (B2C), also etwa Lebensmittel- oder Automobilhersteller sowie die öffentliche Hand. Besonders die Lebensmittelbranche und der Handel kommen am Thema der Treibhausgasbilanzierung und Carbon Neutrality nicht mehr vorbei.
Im Bereich B2B spielt Carbon Neutrality für die Auftragsvergabe eine immer größere Rolle, im Bereich B2C kann sie das öffentliche Image, Absatzzahlen und damit Marktanteile beeinflussen. Als betroffene Unternehmen finden Sie hier nähere Informationen.
Wie viel ist eine Tonne CO2?
Der Carbon Footprint wird über die Menge an CO2e in Tonnen angegeben. Wie kann man sich aber eine Tonne CO2 vorstellen? Hier ein paar Beispiele:
- 9500 km mit einem Auto fahren
- eine durchschnittliche Wohnung für 2 Monate beheizen
- eine Flugreise für eine Person von Brüssel nach Marrakesch (~ 2350 km)
- Die Menge an CO2, die eine Buche in etwa 80 Jahren Wachstum bindet
- Das Volumen eines Würfels aus einer gasförmigen Tonne CO2 hätte unter Normalbedingungen eine Kantenlänge von acht Metern