Normen gibt es für (fast) alles!

Normen mal ganz anders – warum überhaupt, seit wann und was gibt es so? Umfangreiche und teilweise unterhaltsame Internetrecherchen haben viel Wissenswertes und einige Kuriositäten offenbart.

Normen sind in unserer modernen Welt omnipräsent, auch wenn wir uns ihrer nicht immer bewusst sind. Wer schon einmal versucht hat, ein individuelles Kunstwerk harmonisch mit einem genormten Rahmen zu verbinden, weiß, wovon die Rede ist. Dafür passt aber das in 13x18 ausgedruckte Familienfoto hier perfekt!

Standards und Richtlinien sind eNORM wichtig für eine Vielzahl von Produkten und Dienstleistungen, damit sie für Industrie, Handel und Endverbraucher gleichbleibend sicher, zuverlässig und von hoher Qualität sind. Aber woher kommen all die Normen und wie haben sie sich entwickelt?

Kurzer Ausflug in die Vergangenheit

Mit der Industriellen Revolution entstanden erste Bestrebungen, Maße und Beschaffenheiten zu vereinheitlichen, um die notwendige Austauschbarkeit von Maschinenteilen und die Massenproduktion zu ermöglichen. Anfang des 20. Jahrhunderts begannen verschiedene Länder, eigene Normen zu entwickeln, um ihre nationalen Industrien zu unterstützen. In Deutschland wurde 1917 das Deutsche Institut für Normung (DIN) in Berlin gegründet – wir alle kennen „DIN“ seit unserer Schulzeit, in der wir mit DIN-A4-Blöcken und DIN-A5-Heften hantierten.

Ein weiterer Begriff aus der deutschen Normung ist uns ebenfalls sehr geläufig: „08/15“, für langweilige Dinge, die sich eher nicht durch individuelle Eigenschaften auszeichnen. Dabei war das Produkt, auf das hier referenziert wird, sogar für seine Zeit spektakulär: Das „MG 08/15“ war das 1908 gebaute und 1915 weiterentwickelte Maschinengewehr, mit dem das Deutsche Heer im Ersten Weltkrieg kämpfte. Eintönig waren für die Soldaten allerdings die zu ihrer Sicherheit nötigen täglichen Übungen an Holzattrappen – woraus daher später das geflügelte Wort entstand.

Und dann kamen die ISO-Normen

Mit vermehrtem Handel nach den Weltkriegen im näheren und ferneren Ausland zeigte sich, dass es doch sinnvoll wäre, länder- oder gar kontinentübergreifende Standards zu haben. Um den europäischen Binnenhandel zu erleichtern, wurden die „Europäischen Normen“ (EN) geschaffen und 1947 dann die ISO gegründet; die International Organization for Standardization, die seither weltweit anerkannte Normen veröffentlicht.

Die allererste ISO-Norm wurde bereits im Jahr 1951 veröffentlicht. „ISO/R 1:1951“ setzte die Standards für die Maße von Papier: A4 und A3 werden heute weltweit verwendet (A5 wahrscheinlich auch, nur das mit den Schulaufsätzen in diesem Format ist wohl vorbei...).

Ein neues Kapitel in der Geschichte der ISO-Normen begann im Jahr 1987 mit der Veröffentlichung der „Mutter aller Managementsystemnormen“: ISO 9001. Sie hat seither über viele Jahre und stetig weiterentwickelt Millionen von Unternehmen dabei unterstützt, ihre Qualität zu verbessern und Kundenbedürfnisse besser zu erfüllen. Seit 1996 gibt es die ISO 14001 – besonders in Zeiten des Klimawandels der Standard, der Unternehmen hilft, systematisch ihre Umweltauswirkungen zu minimieren.

Immer sinnvoll – aber nicht jeder und jedem geläufig

In einem sehr kurzweiligen und lesenswerten Artikel von GEO aus dem letzten Jahr fanden sich besonders spannende Normen – man ahnt ja nicht, was alles genormt werden muss….

Eine der ungewöhnlichsten Normen ist die ISO 3103. Sie befasst sich mit der Frage, wie eine perfekte Tasse Tee zubereitet wird. Auf sechs Seiten werden Größe, Material und Form der Teekanne, Anteil des Wassers, Ziehzeit und das Einschenken der Milch definiert.

Weitere Schätze waren dort die DIN EN 748 zur Stand- und Netzfestigkeit von Sporttoren oder die ISO-Norm 3591, die die richtige Herstellung eines Glases zur Weinverkostung definiert.

Weniger aufregend, aber aus gutem Grund weit verbreitet, ist die ISO 50001 für Energiemanagementsysteme, die seit 2011 Unternehmen dabei hilft, ihre Energieeffizienz zu verbessern und Kosten zu senken.

Und – wie könnte es anders sein – es gibt natürlich auch eine Norm, die vorschreibt, wie eine Norm zu sein hat: die Richtlinie DIN 820-1, sozusagen die Norm zur Norm. Sie beschreibt u.a., wozu eine Norm dient und welche grundsätzlichen Regeln gelten, so z.B., dass eine Norm „nicht zu einem wirtschaftlichen Sondervorteil Einzelner führen (darf)“.

ISO, DIN-EN-ISO, DIN EN ?

Es ist schon verwirrend – was ist der Unterschied zwischen den ganzen Normbezeichnungen? Dass DIN sich auf Deutschland bezieht, EN auf Europa und ISO auf die weite Welt, ist ja noch nachzuvollziehen. Was aber, wenn dort DIN EN ISO steht? Ist nicht mit ISO alles abgedeckt?

DIN EN ISO bedeutet, dass eine unverändert von der ISO übernommene EN-Norm in einer nationalen deutschen Fassung vorliegt. Und wenn nach ISO auch noch IEC steht, handelt es sich um einen internationalen Standard aus dem Bereich Elektrik und Elektrotechnik.

Eine hilfreiche Tabelle fand sich in einem Blog, der sich mit Normen befasst.

Normen schaffen Ordnung

Nicht jede bestehende Norm mag uns lebenswichtig erscheinen. Fakt ist aber, dass sie seit Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten Regeln liefern, die den nationalen und internationalen Austausch von Waren oder Dienstleistungen erleichtern und im besten Falle auch das gute Miteinander fördern.

Und wenn es das nächste Mal bei Ihnen Buchstabensuppe gibt und wieder viel zu wenige „E“s darin schwimmen, um Ihren privaten Nudelsuppen-Limerick zu vollenden, machen Sie sich doch einmal Gedanken, ob man das nicht mit einer Norm für „Mindest-E’s“ verbessern könnte.

DIE NUDELSUPPE AUF DEM HERD
IST ALLENTHALBEN HEISS BEG  HRT
BESONDERS BEI SCHN  E
MIT EINEM TEE
IST SIE ZUM WAERMEN NICHT VERK  HRT.

 

 

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