Status im Update-Prozess der Greenhouse Gas Protocol Standards
2023 wurde der Revisionsprozess der Greenhouse Gas Protocol Standards und Leitfäden gestartet. Seither gibt es viele spannende Einblicke aus den öffentlichen Umfragen zur Revision.
Zu Beginn des Revisionsprozesses der Greenhouse-Gas-Protocol(GHGP)-Dokumente wurden die umfassenden Umfrageprozesse abgeschlossen, bei denen das Meinungsbild der verschiedenen Stakeholder eingefangen werden sollte. In den nächsten Schritten werden die verschiedenen Komitees gebildet, die für die Überarbeitung der Standards und Leitfäden notwendig sind.
Das GHGP ist Grundlage von großen Initiativen wie der Science Based Target Intitative (SBTi) oder dem Carbon Disclosure Program (CDP) und spielt auch in Standards der Corprorate Sustainability Reporting Directive (CSRD) eine Rolle. Daher ist der Druck groß – und somit auch der Zeitplan ambitioniert. Insbesondere die Revision des Corporate Standard ist aber auch dringend notwendig, da dieser zuletzt 2004 überarbeitet wurde. Nach Aussage der Organisation soll die Überarbeitung 2025 abgeschlossen werden.
Was wird derzeit bearbeitet?
Eine Guideline mit detaillierten Hinweisen zur Treibhausgasbilanzierung (THG-Bilanzierung) im Landsektor und der Handhabung von THG-Senken wird neu erstellt. Darüber hinaus wird insbesondere der Corporate Standard, der Scope 3 Standards und der Scope 2 Guidance zum Erstellen von Corporate Carbon Footprints überarbeitet werden – essentiell dabei das Schaffen eindeutigerer Vorgaben. Auch die Standards der aktuellen Klimapolitik und der technischen Gegebenheiten werden dem wissenschaftlichen Stand angepasst.
Zum jetzigen Zeitpunkt lässt insbesondere der Corporate Standard im Detail viele Fragen offen, die der Interpretation von Anwendern und Prüfstellen ausgesetzt sind. Diese Lücken sollen mit der Revision möglichst geschlossen werden.
Ergebnisse der Umfrage – altbekannte und spannende Neue Themen
Die Diskussion zu den Umfragen der Standards und Guidelines birgt spannende, z.T. altbekannte Themen und Fragen, denen die GUTcert in vielen Prüfungen begegnet.
Eine schon oben angemerkte Forderung, die sich auf verschiedenen Themen bezieht, sind klare Vorgaben und Anforderungen. So gibt es etwa viel Diskussionsbedarf zu Scope 3: Inwiefern soll dieser verpflichtend zu bilanzieren sein? Soll es zukünftig Schwellenwerte geben, wann dieser mit zu betrachteten ist, oder soll eine Wesentlichkeitsanalyse wie in der DIN EN ISO 14064-1 vorgeschrieben werden?
Zudem besteht der Wunsch nach mehr standardisierten Metriken, Mess- und Kalkulationsmethoden, um die Vergleichbarkeit von THG-Bilanzen zu erhöhen. Ein Weg wäre, sich an der Finanzberichterstattung zu orientieren, um das System verständlicher zu gestalten und einfacher umsetzen zu können. Darüber hinaus werden detaillierte Anforderungen zum Umgang mit Themen wie Leasingwagen in privater Nutzung, gemeinsam genutzten Räumen, Umgang mit Recycling oder biogenen Brennstoffen und Materialen und ausgelagerten Aktivitäten gefordert.
Interessant ist auch weiterhin die Diskussion um Emissionsfaktoren. Hier gibt es Forderungen nach einem "outphasing" von finanzbasierten Emissionsfaktoren im Scope 3 und klaren Anforderungen an "cradle-to-gate" Lieferantendaten, um letztendlich die Vergleichbarkeit von Scope 3 Emissionen zu erhöhen. Darüber hinaus sollen Anforderungen geschaffen werden, wie mit Product Carbon Footprints von Lieferanten umzugehen ist, die auf dem "market-based" Ansatz basieren.
Generell wird das Thema marktbasierte Mittel intensiv diskutiert. Bei den marktbasierten Ansätzen handelt es sich um vertraglich zugesicherte Umwelteigenschaften, die nicht zwingend einem physikalischen Zusammenhang folgen. Sog. Book-and-Claim-Systeme sind hier möglich, wie beispielsweise entkoppelte Biogas-Zertifikate oder Herkunftsnachweise für Grünstrom. Die Anwendbarkeit solcher vertraglich geregelten Mittel und auch das Ausweiten der Anwendung auf Scope 1 und Scope 3 wird sehr kontrovers diskutiert. Wie erwartet stellt sich heraus, dass hier die Fachwelt sehr geteilter Meinung ist. Einige Befragte schlugen vor, dass marktbasierte Ansätze als Übergangspraktiken betrachtet werden sollten, die mit der Zeit auslaufen sollten.
Ansprechperson
Haben Sie Fragen oder Hinweise zum Thema Carbon Footprint? Wenden Sie sich gerne an Frank Blume.