Experten sind unzufrieden mit der Novelle des Energieeffizienzgesetzes
Die Novelle des Energieeffizienzgesetzes (EnEfG) sorgt bei Sachverständigen und Energieexperten für Unzufriedenheit.
Wirtschaftsverbände kritisieren die geplanten Änderungen des Energieeffizienzgesetzes und fordern geringere Anforderungen an Unternehmen und höhere Schwellenwerte für Energieaudits. Wenn es nach den Verbänden geht, sollen sogar bereits geltende Regeln aufgehoben werden. Bei einer Anhörung im Deutschen Bundestag am 9. Oktober 2024 wiesen Effizienzexperten jedoch auf das ungenutzte Potenzial der Energieeffizienz hin.
Die Hauptkritikpunkte der Wirtschaftsverbände betreffen die Umsetzung und die strengen Anforderungen, die teilweise als unrealistisch oder ungenau beschrieben werden. Insbesondere wird bemängelt, dass die neuen ambitionierten Energieeinsparziele und Effizienzvorgaben für Unternehmen mit hohem Energieverbrauch in der Praxis schwer umzusetzen sind.
Das Energieeffizienzgesetz (EnEfG)
Das EnEfG wurde im September 2023 verabschiedet und setzt damit die EU-Energieeffizienzrichtlinie um. Das Gesetz legt Ziele für die Senkung des Primär- und Endenergieverbrauchs in Deutschland für 2030 fest (Senkung des Endenergieverbrauchs in Deutschland um 26,5% im Vergleich zu 2008). Zur frühzeitigen Planungs- und Investitionssicherheit werden zudem Ziele für 2040 und 2045 festgelegt, die aber im Jahr 2027 überprüft und ggf. angepasst werden sollen.
Unter anderem fordert das EnEfG, dass Unternehmen (branchenunabhängig) mit einem Energieverbrauch von über 2,5 GWh/a Maßnahmen zur Abwärmenutzung ergreifen und ein Energiemanagementsystem nach ISO 50001 oder ein Umweltmanagementsystem gemäß EMAS einführen. Weitere Anforderungen sind z.B. das Vermeiden von Abwärme und eine Wirtschaftlichkeitsbewertung der Maßnahmen nach DIN EN 17463. Über die konkrete Effizienzmaßnahme entscheiden die Unternehmen selbst (BMWK).
Einige genannte Verpflichtungen werden jedoch als zu unklar und schwer umsetzbar kritisiert, insbesondere im Hinblick auf die wirtschaftliche Zumutbarkeit der geforderten Maßnahmen. Ebenso gibt es Bedenken, dass die gesetzlichen Vorgaben für Rechenzentren und die öffentlichen Stellen schwer erfüllbar sind (Bird&Bird).
Fachkräftemangel
Die neuen Vorgaben erhöhen die Nachfrage nach Zertifizierungsstellen, Energieberatern und Fachkräften für Energieaudits, da Unternehmen und öffentliche Einrichtungen nun strengere Anforderungen zur Energieeinsparung und Abwärmenutzung erfüllen müssen.
Der bestehende Fachkräftemangel erschwert besonders die Umsetzung dieser Vorgaben in energieintensiven Branchen und im öffentlichen Sektor, da technisches Know-how für Energiemanagement und neue Technologien fehlt. Langfristig könnte der Mangel an qualifiziertem Personal das Erreichen der Klimaziele gefährden, weshalb verstärkt Ausbildung und Umschulung gefordert werden (VKU; VEA).
Insgesamt kritisierten einige Experten die Novelle als notwendig, aber in ihrer jetzigen Form zu starr und unternehmensunfreundlich.
Die knapp 2-stündige Aufzeichnung des Ausschusses inklusive Diskussionen finden Sie hier.
Ansprechperson
Haben Sie Fragen oder Hinweise zum Thema Energieeffizienz? Wenden Sie sich gerne an Jochen Buser.