16. Biogaspartnerkonferenz: Wie steht es um die Zukunft des Biomethans?
Akteure aus allen Bereichen der Biomethanbranche trafen sich in Berlin, um über die Zukunft des nachhaltigen Energieträgers Biomethan zu diskutieren: Gasnetzinfrastrukturentwicklung | Handel und Anrechnung | Absatzperspektiven.
Am 12.11.2024 fand im Rahmen des dena Energiewendekongresses die alljährliche Biogaspartnerkonferenz statt, an der auch das Team für Erneuerbare Energien der GUTcert teilnahm. Neben dem wichtigen B2B-Networking standen vor allem die aktuellen Herausforderungen für die Biomethanbranche im allgemeinen Fokus.
Die aktuellen Entwicklungen, Herausforderungen und Chancen wurden innerhalb drei großer Themenblöcke abgehandelt, an deren Ende jeweils die Vortragenden in Panel-Diskussionen zusammenkamen, um weiter Stellung zu beziehen und Fragen zu beantworten.
Block 1: Biomethan in der zukünftigen Gasnetzinfrastrukturentwicklung
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) stellte die Erarbeitung des EU-Gas/H2-Binnenmarktpaketes vor. Die Umsetzung des EU-Pakets in nationales Recht, die bis August 2026 geplant ist, steht vor zwei großen Herausforderungen: Zum einen muss geklärt werden, wie die Gasverteilnetze künftig genutzt werden sollen, und zum anderen, welche Rolle Biomethan im zukünftigen Energiemix spielen wird. Optionen werden in Rücksprache mit Verbänden und Wissenschaftlern geprüft, um eine langfristig planbare und kosteneffiziente Versorgung zu gewährleisten.
Die Frage nach einer effizienten Weiternutzung bestehender Gasnetzinfrastrukturen wurde im Vortrag des Büros für Energiewirtschaft und technische Planung (BET) ebenfalls aufgegriffen. Als mögliche Lösung zur Vermeidung steigender Netz- und Betriebskosten wird vor allem in ländlichen Regionen die Schaffung regionaler Biomethan-Cluster diskutiert, verbunden mit der Nutzung vorhandener Gasnetze zur Versorgung von Endkunden.
Der Anlagenbauer AB Energy Deutschland gab einen Überblick über den aktuellen Biomethananlagenbau, der trotz hoher Nachfrage aktuell stagniert. Als Gründe werden die langen Realisierungsphasen für Netzanschlüsse (bis zu 4 Jahre) gegenüber Ländern wie der Schweiz und Österreich (8 bis 14 Monate Realisierungszeit) und die vergleichbar hohen Kosten in Deutschland angeführt. Das Potential für die in Zukunft aus der EEG-Förderung ausscheidenden Biogasanlagen, in die Biomethanproduktion zu gehen, wird nur für möglich gehalten, wenn die Biogasbranche langfristig planbare und wirtschaftspolitisch attraktive Rahmenbedingungen erhält.
Block 2: Handel und Anrechnung von Biomethan
Die Agriportance gab Einblicke in den aktuellen Handel und Import von Biomethan. Der derzeit gesunkene Biomethanpreis ist lt. Agriportance unter anderem auf Insolvenzen von Biomethanhändlern zurückzuführen, was zu Unsicherheiten und einem gesättigten Markt führt. Bezugnehmend auf die Veröffentlichung „Basisdaten Bioenergie 2024“ der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) bestehe aber bis 2030 das Potential, 35 TWh Biomethan zu generieren. Neben der Biomethanproduktion innerhalb Deutschlands gelten Biomethanproduktionen aus dem Ausland, insbesondere aus den Niederlanden, dem Vereinigten Königreich (UK) und der Schweiz als vielversprechend für das Ausschöpfen dieses Potentials. Vorteile ausländischen Biomethans lägen in seiner hohen Verfügbarkeit, Mengenflexibilität und preislichen Attraktivität. Abgesehen davon vereinfache die Einführung der Unionsdatenbank (UDB) den Grenzübergang importierter Mengen bzw. den innereuropäischen Handel mit Biomethan.
Als Leiterin des Deutschen Nabisy-Registers stellte die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) die gesetzlichen Anforderungen an die Ausstellung von Nachhaltigkeitsnachweisen vor. Es werde momentan an einer Umstrukturierung des Nabisy-Registers gearbeitet, um dem Anstieg der Nachhaltigkeitsnachweise durch die RED II Einführung gerecht zu werden und um, mit Blick auf den Emissionshandel, weiterhin eine klare Herkunft der Gase ausweisen zu können. Aktuell erfolgt die Nachweisausstellung vierteljährlich, eine jährliche Nachweisperiode steht jedoch noch zur Diskussion.
Als weiteres innerdeutsches Register für Biomethan und Veranstalter der Jahreskonferenz wies das dena-Biogasregister auf die Herausforderung der parallelen Nachweisführung von Biomethan hin. Je nach Register (UDB; Nabisy, dena) müssen unterschiedliche Kriterien und Nachweise erfüllt werden, was neben Uneinheitlichkeit bei der Nachweisführung zu einem erhöhten bürokratischen Aufwand führe. Das Biogasregister stehe im Austausch mit Nabisy, dem Umweltbundesamt (UBA) und der Deutschen Emissionshandelsstelle (DEHSt), in dem Bestreben, eine Optimierung der Nachweisführung und Harmonisierung durch einen möglichen Datenabgleich der Register zu erreichen und so längerfristig Bürokratie abzubauen.
Block 3: Absatzperspektiven für Biomethan im Strom- und Wärmesektor
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gab einen Ausblick auf die in Zukunft auf die Biogas- und Biomethanerzeugung zukommenden Herausforderungen und Chancen, die sich aus den gesetzlichen Rahmenbedingungen ergeben. Unter anderem werden aktuell die seit längerem verschobene Nationale Biomassestrategie (NABIS) und die ab 2026 durch die REDIII verschärften Treibhausgasvorgaben diskutiert, im engen Austausch mit den relevanten Akteuren. Es wurde darauf hingewiesen, dass durch das Scheitern der Ampel-Koalition eine Neufassung der aktuell noch zu verabschiedenden NABIS unter der kommenden Regierung wahrscheinlich ist. Die Hoffnung besteht, dass die in der Warteschleife stehende NABIS trotzdem noch vor den Neuwahlen verabschiedet wird. Neben Biodiversitäts- und Klimaschutz zielt die NABIS vor allem auf eine nachhaltigere Nutzung von Biomasse ab. Sie priorisiert die stoffliche vor der energetischen Biomassenutzung und fördert die Kaskadennutzung. Die Branche wird sich entsprechend den kommenden Anforderungen neu ausrichten müssen, unter anderem durch nachhaltigere Praktiken und innovativere Technologien.
Einen Einblick in mögliche innovative Technologien gab das Institut ForTraNN der Technischen Hochschule Ingolstadt. Als möglicher Ansatz für kommunale, erneuerbare Wärmeerzeugungskonzepte wird beispielsweise die Integration von Biomethan als unterstützende Wärmequelle von Flusswärmepumpen in hochflexiblen Biomethan-BHKW gesehen. Momentan sei das vielversprechende Konzept jedoch in seiner Umsetzung durch ansteigende Biomethanpreise am Markt, komplexe Rahmenbedingungen und unsichere Erträge gehemmt. Mögliche Lösungsansätze zur Effizienzsteigerung und Verbesserung der Wirtschaftlichkeit des Konzepts könnte die Nutzung von Erdgasspeichern am Ausspeisepunkt, die Kopplung mit Wärmeerträgen und zielgerichtete Betriebsstrategien sein. Generell ist die letztendliche Erfolgschance innovativer Konzepte wie des vorgestellten vor allem abhängig von den rechtlichen Rahmenbedingungen und somit von politischen Entscheidungen, die momentan schwer abzuschätzen sind.
Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) gab abschließend einen Überblick über Biomethan in der gasbasierten Wärmeerzeugung unter dem Wärmeplanungsgesetz (WPG) und dem Gebäudeenergiegesetz (GEG). Biomethan werde mit Blick auf die hohe Anzahl an Gasheizungen und geringen Sanierungsraten in Zukunft eine wichtige Rolle im Gebäudebestand spielen können. Momentan sorge jedoch der bestehende Regulierungsrahmen bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern für Verunsicherung, da die Kommunen für die Wärmeplanung verantwortlich seien. Dementsprechend müsse die Bundesregierung eine Entwicklungsstrategie vorlegen.
Die Vortragenden gaben alle zusammen einen umfassenden Überblick über die aktuelle Lage des Biomethanmarktes und es wurden Ausblicke in und Lösungsansätze für die Zukunft der Branche gewagt. Wie es nun tatsächlich auf dem Biomethanmarkt weitergehen wird, bleibt abzuwarten und wird – wie im Verlauf der Veranstaltung bereits deutlich wurde – schlussendlich eine Frage der politischen Entscheidungen und daran hängenden Rahmenbedingungen sein. Wir halten Sie in jedem Fall auf dem Laufenden und informieren Sie, sobald neue für die Biogas- und Biomethanbranche wichtige Beschlüsse vorliegen.
Ansprechperson
Haben Sie Fragen oder Hinweise zum Thema Importe von Biomethan und der Verifizierung im dena-Biogasregister? Wenden Sie sich gerne an Saskia Wollbrandt.