Emissionshandel ab 2020 – Lebendige Diskussion bei der bvek

Der Bundesverband für Emissionshandel und Klimaschutz (bvek) stellte am 27. Juni 2014 in Berlin seine Vorschläge für eine mögliche Reform des europäischen Emissionshandels (ETS) zur Diskussion.

Unter dem Titel „Wie weiter nach 2020? Vorschläge zur Reform und Verbesserung des EU-Systems handelbarer Emissionsrechte“ organisierte der bevk Ende der letzten Woche eine spannende Gesprächsrunde. Eingeleitet wurde die Veranstaltung von Prof. Dr. Ottmar Edenhofer (Co-Vorsitzender WG III des IPCC und Chefökonom des PIK Potsdam), der die niedrigen Preise für Emissionsrechte (ER) thematisierte. Nach seinem Verständnis fehlt dem ETS aktuell die dynamische Kosteneffizienz, da zu niedrige Preise kaum Anreiz bieten, in Maßnahmen zur Emissionsminderung zu investieren. Den Vorschlag, seitens der EU-Kommission eine Marktstabilitätsreserve (MSR) einzuführen, betrachtet er als kritisch wegen unklarer Preiswirkungen und willkürlich festgelegter Grenzen, auch wenn die MSR zu einer langsamen Reduktion des Zertifikatüberschusses beitragen würde. Alternativ schlägt Prof. Dr. Edenhofer das Einführen eines Preiskorridors vor: Dies würde den Marktteilnehmern einen langfristigen Preispfad aufzeigen und eine Preisbegrenzung könnte Marktstörungen reduzieren. Weiterführend sprach er sich zudem für eine Sektorerweiterung des ETS aus.

Ähnlich argumentierte auch Jürgen Hacker (Vorsitzender des bvek), der sich insbesondere dafür aussprach, den Straßenverkerssektor einzubeziehen. Der niedrige Preis für Zertifikate wird von ihm jedoch ganz klar nicht als Problem gesehen. Neben der Sektorerweiterung stellte der bvek auch einen Grenzausgleichsmechanismus zur Lösung des Carbon-Leakage-Problems vor: eine Variante zur Verteilung der Emissionsrechte auf Basis des 2°C- Ziels für 2021 bis 2030 mit Ausschüttung der Versteigerungserlöse an die Bürger.

Im Anschluss wurde die Anwendbarkeit der Vorschläge diskutiert von Prof. Dr. Justus Haucap (Kronberger Kreis/Stg. Marktwirtschaft, Düsseldorf), Prof. Dr. Claudia Kemfert (Dtsch. Institut f. Wirtschaftsforschung, Berlin), Dr. Joachim Hein (Bundesverband der Deutschen Industrie, Berlin), Dr. Martin Cames (Leiter Energie- & Klimaschutz, Öko-Institut, Berlin), moderiert von Daniel Wetze (Wirtschaftsredaktion, Die Welt, Berlin). Ob und in welcher Form die angesprochenen Lösungsvorschläge ihren Weg in die nächste Emissionshandelsperiode finden, bleibt abzuwarten. Bis dahin gilt nach Auffassung von Herrn Hacker:

„Es kommt nicht darauf an, die Zukunft vorauszusagen, sondern darauf, auf die Zukunft vorbereitet zu sein“. (Zitat des Perikles, athenischer Politiker und Feldherr um 500 - 429 v. Chr.)

Weitere Informationen und Vorträge der Veranstaltung finden Sie hier.

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