Vor der großen Welle? Ein Ausblick auf die Entwicklung der ISO 50001

Die ISO 50001 ist als jüngstes Mitglied der ISO-Managementsystemnormen Familie noch in der Wachstumsphase. Wird sie sich ähnlich dynamisch entwickeln können wie die ISO 14001?

Nach dem Qualitätsmanagementsystem (QMS) nach ISO 9001 mit knapp 1,2 Mio. Zertifikaten ist das Umweltmanagementsystem (UMS) nach ISO 14001 gemäß dem aktuell veröffentlichten ISO Survey 2014 mit ca. 325.000 Zertifizierungen die weltweit am weitesten verbreitete ISO-Norm.

Während bei der ISO 14001 China unangefochtener Spitzenreiter sowohl bei Neuzertifizierungen als auch bei der Gesamtanzahl der implementierten UMS ist, hat diese Rolle beim Energiemanagementsystemen (EnMS) nach ISO 50001 Deutschland inne. Mit 3.400 Zertifizierungen wurde knapp die Hälfte der implementierten EnMS 2014 in Deutschland umgesetzt.

Der große Erfolg der EnMS nach ISO 50001 in Deutschland gründet zum einen auf der Möglichkeit der Rückerstattung von Strom- und Energiesteuer im Rahmen der Spitzenausgleich-Effizienzsystemverordnung (SpaEfV), zum anderen auf der Besonderen Ausgleichsregelung nach dem EEG. Anspruchsberechtigte Unternehmen können diese Vorteile nur nutzen, wenn Sie ein EnMS oder zugelassene Alternativen vorweisen können.

Wie sich die ISO 50001 in den nächsten Jahren weltweit entwickelt, hängt von vielen Faktoren ab. Ähnlich wie beim UMS, dürfte auch bei der ISO 50001 die Entwicklung in Europa von zentraler Bedeutung sein. Damals war die europäische Wirtschaft Vorreiter der Entwicklung und hatte so entscheidenden Anteil an der weltweiten Etablierung des Standards. Der große Erfolg der ISO 14001 war der Tatsache geschuldet, dass zu diesem Zeitpunkt großer Bedarf nach einem System bestand, das die Risiken im Umweltbereich adressiert. Von der Anwendung der ISO 14001 erwarteten sich die erfassten Organisationen vor allem Verbesserungen der Organisation, der Rechtssicherheit und des Images. Noch ist es zu früh, um abzusehen, ob sich die ISO 50001 ebenso entwickeln wird. Noch hat die Industrie die Stärken des Systems nicht gänzlich erkannt. In mehreren Studie konnte sich die ISO 50001 als ein nachweislich wirksames Instrument erweisen, um die Energieeffizienz von Unternehmen zu steigern und so den Energieverbrauch, die CO2-Emissionen und nicht zuletzt die Kosten zu senken.

Im Gegensatz zur anfänglichen Entwicklung der ISO 14001, die auf freiwilliger Basis stattfand und ohne staatliche Flankierung auskommen musste, wird die ISO 50001 von dem Art. 8 der Europäischen Effizienzverordnung (EED) profitieren. Leider sind die daraus entstehenden Anforderungen nicht mit Erleichterungen fiskalischer Natur – wie in Deutschland – verbunden, weshalb eine Vorhersage schwierig ist.

Als einziges EU-weit einheitliches Compliance-Instrument dürfte das EnMS für größere multinationale Unternehmen die erste Wahl werden. Viele Unternehmen, die nur in einem oder wenigen Mitgliedsstaaten operieren, könnten sich auch für das Energieaudit nach EN 16247 entscheiden. Es sei aber hier darauf hingewiesen, dass aufgrund großer Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten die Anforderungen im Rahmen der EN 16247 stark divergieren, weshalb stets der Einzelfall geprüft werden muss.

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist auch bei vielen Unternehmen des Dienstleistungssektors das EnMS der EN 16247 vorzuziehen. Denn die ISO 50001 ist nicht nur ein systematischer Ansatz, um Energieeinsparpotenziale zu finden und damit die Betriebskosten zu senken und letztendlich die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Ein Energiemanagement nimmt auch Einfluss auf organisatorische und technische Abläufe sowie Verhaltensweisen. Im Ergebnis kann das System  auch ein exzellentes Instrument zur Steuerung des Gesamtunternehmens darstellen. Diese Erkenntnis dringt auch langsam zu den Unternehmen durch, sodass ein Trend zu erkennen ist. Ob dieser jedoch ausreicht, um die ISO 50001 auch weltweit zu etablieren, ist schwer einzuschätzen. Wünschenswert wäre ein klares Statement der Politik in Bezug auf die Förderung des EnMS auch auf EU-weiter Ebene. Deutschland hat diesbezüglich mit der Anpassung der Förderrichtlinie des BAFA, die nun auch die Förderung von Nicht-KMU zulässt, und mit dem Gewähren der Einführungsphase für EnMS bis 2016 bereits erste Schritte getan. Ob dies ausreicht, wird die Zukunft zeigen. Dass stärkere Incentives, z.B. fiskalischer Natur, Wirkung zeigen, wurde mit SpaEfV und BesAR in Deutschland hinreichend demonstriert.

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