Landkreis Viersen erhält Energiemanagement-Zertifizierung nach ISO 50001

Wie viel Energie verbraucht die Kreisverwaltung mit ihren Außenstellen, Einrichtungen und Schulen? Wo sind Einsparungen möglich? Welche Maßnahmen müssen entwickelt werden und wie lange dauert die Umsetzung?

Mit diesen Fragen hat sich der Energiemanager des Kreises Viersen, Niklas Vath, während der vergangenen Monate intensiv beschäftigt. Erste Ergebnisse seiner Arbeit sind u.a. eine Erfassung der wesentlichen Energieeinflüsse z.B. durch die Hauptverbraucher wie Beleuchtung oder Lüftungsanlagen. Diese Erfassung ist für die Maßnahmensteuerung erforderlich. Und mit dem Gesamtüberblick gibt er auch klare strategische Vorgaben: „Bis zum Jahr 2020 wollen wir 15 Prozent der Heizenergie und 10 Prozent des Stroms einsparen“ erklärt Vath. Als Vergleichsmaßstab gilt hier das Jahr 2013.

Nach diesem Energiemanagementsystem nach der DIN EN ISO 50001:2011 ist der Kreis Viersen jetzt zertifiziert worden. Der Prokurist und Leiter des Bereichs Energiedienstleistungen der Berliner Firma GUTcert, Jochen Buser, hat das Zertifikat jetzt an Landrat Dr. Andreas Coenen übergeben.

Die Norm ist in der Privatwirtschaft schon seit mehreren Jahren ein wichtiger und etablierter Standard. „Mit dieser ‚höchsten Weihe‘ des Energiemanagements sind wir Vorreiter für Kommunen über NRW hinaus“, freut sich der Landrat. „Viel wichtiger als das Zertifikat ist aber das strategische Denken, das dahintersteckt. Wir haben Leitlinien für unseren Umgang mit Energie erarbeitet und leisten damit einen nachhaltigen Beitrag zum Klimaschutz.“

Die meisten Kommunen managen ihren Energieverbrauch zwar systematisch, in der Regel jedoch nicht so umfassend, dass sie nach der Norm zertifiziert werden können. „Wir freuen uns, dass der Kreis Viersen als erste öffentliche Kommunalverwaltung bei uns ein Energiemanagementsystem zur Zertifizierung erfolgreich vorgelegt hat“, zog Jochen Buser bei der Übergabe Bilanz. „Vielleicht lassen sich davon ja auch andere Kommunen anstecken.“

In das Energiemanagement wurden auch alle Hausmeister und Mitarbeiter des Gebäudemanagements einbezogen, die vor Ort Verantwortung tragen. „Der Hausmeister einer Schule hat beispielsweise festgestellt, dass wir unsere Heizung auf zu hoher Temperatur fahren“, nennt Vath ein Beispiel. „Wir haben die Heizung inzwischen optimiert.“ Ein anderes Beispiel: In dem über 30 Jahre alten Kreishaus werden nach und nach die Heizungsventile gegen voreinstellbare Ventile mit Temperaturfühler ausgetauscht.

„Wie sehr diese Maßnahmen sich auf den Energieverbrauch auswirken, wird dem jährlichen Energiebericht zu entnehmen sein“, erklärt der Leiter des Gebäudemanagements, Bruno Wesch. „Unsere Hausmeister beteiligen sich übrigens mit großem Engagement an der Umsetzung und sind wichtige Ideengeber: Sie haben das nötige Wissen und wir haben sie mit neuen Messgeräten ausgestattet, weil sie viele Entscheidungen vor Ort treffen.“ Der Bauingenieur sieht den Kreis auf einem guten Weg, der aber noch nicht abgeschlossen ist. „Das Energiemanagement bleibt eine Daueraufgabe. Die gesamte Kreisverwaltung muss im System eine Rolle spielen.“

Deshalb wird Energiemanager Niklas Vath die konkreten Maßnahmen ständig auf ihre Wirksamkeit überprüfen und bei Bedarf auch die Strategie weiterentwickeln. „Mir ist wichtig, dass das Thema Energie für die Kreisverwaltung dauerhaft eine wichtige Rolle spielt und ich merke, dass die Kolleginnen und Kollegen das ernst nehmen. Aus diesem Grund werden wir weitere Mitarbeiter in das Energie-Team einbinden.“

Bei der Übergabe hebt Coenen hervor, dass das zertifizierte Energiemanagement des Kreises lediglich ein erster Schritt auf dem Weg der gesamten Kreisverwaltung hin zu einer nachhaltigen Verwaltung nach dem Prinzip der sogenannten „zirkulären Wertschöpfung“ ist. So soll das neue Kreisarchiv weitgehend nach diesem Prinzip errichtet werden, dass neben der Nutzung erneuerbarer Energien auch die Verwendung von Materialien vorsieht, die vollständig wiederverwertet werden können und für Mensch und Umwelt gesund sind.

In den Wettbewerbsunterlagen für das Kreisarchiv ist der Aspekt der zirkulären Wertschöpfung bereits berücksichtigt. Dafür gibt es keine Standardlösungen. Deshalb fordern die Anforderungen die Architekten heraus, die besten Lösungen zu erarbeiten. Im Bereich der zirkulären Wertschöpfung gibt es in Deutschland erst wenig Erfahrung. „Vielleicht kann das die Botschaft sein: Ein Haus, in dem wir die Geschichte unseres Kreises sorgfältig bewahren, muss auch sorgsam mit unserer Zukunft umgehen“, fasst Coenen das ehrgeizige Ziel zusammen.

„Ausgangspunkt waren für mich ein Vortrag über das Cradle-to-Cradle Prinzip (es ist ein Beispiel für die zirkuläre Wertschöpfung) und ein Besuch im Venloer Stadthaus, das nach diesem Prinzip gebaut wurde.“

Zu den Praxiserfahrungen aus Sicht der Kommunalverwaltung wird der Kreis Viersen auf dem GUTcert-Exzellenznetzwerk Energiemanagement am 15.09.2017 berichten.

Zurück