Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement: Paris 2024 auf dem Weg zur ISO 20121

Internationales Olympisches Komitee (IOC) besuchte Paris, um Bewerbung zum Ausrichten der Olympischen Spiele 2024 zu prüfen – besonders unter dem Aspekt der CSR

Die Bewerbung ist stark vom Thema soziale Verantwortung geprägt, daher lag ein Fokus lag auf der ISO 20121, der internationalen Managementsystemnorm für die Anforderungen an nachhaltige Veranstaltungen. Denn die Spiele sind eine gute Gelegenheit, sich der freiwilligen internationalen Norm zu stellen. Sie enthält wesentliche Richtlinien zum Durchführen nachhaltiger Veranstaltungen.

Fünf Jahre nach der ersten Veröffentlichung befindet sich die Norm derzeit auf dem Weg zu einer Revision. Dies war unter anderem auch Thema eines Treffens der AFNOR Standardization am 4. Mai 2017. Die Teilnehmer, ob zertifiziert oder nicht, unterstrichen ihre Zufriedenheit mit der Anwendung dieses „Managementwerkzeuges für die Implementierung des CSR in die Veranstaltungsorganisation”, so Maël Besson vom Departement für nachhaltige Entwicklung und Sport im französischen Ministerium, das im Rahmen dieser Thematik schon annähernd 20 Veranstalter von Sportevents überzeugen konnte.

Ein Strom an Ideen

Essen, Abfallmanagement, nachhaltige Beschaffung: Ob für Einzelevents (Olympische Spiele 2024, Roland Garros, das Transmusicales Festival in Rennes, etc.) wiederkehrende Events oder für Serviceanbieter von Veranstaltungsorten wie Budendesigner, Caterer, etc., die Bereitschaft, sich mit Themen der Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen ist groß und die Entscheider gewöhnen sich zunehmend an den Gedanken, in diesen Bereich zu investieren. „Die Ideen sprudeln oft förmlich. Die Herausforderung liegt darin, sie in Projekte zu umzusetzen. Genau darin besteht auch der Beitrag der Norm ISO 20121”, erklärte Béatrice Eastham, Direktorin der Green Événements Agentur. Béatrice Macé, Direktorin der Transmusicales Association bemerkte: „Wir hatten 40 Maßnahmen zur nachhaltigen Entwicklung gelistet, aber ohne Sortierung oder Priorisierung. Wir brauchten vor allem ein System zur Identifikation von über 2,500 Stakeholdern“.

Inzwischen sind in Frankreich gut 50 Veranstaltungen in Anlehnung an die ISO 20121 organisiert. Und dies beschränkt sich nicht nur auf Pariser Events. Vor kurzem wurden auch Veranstaltungen in Saint-Raphaël und in Nantes das La Cité Eventcenter nach der ISO 20121 zertifiziert.

Natürlich ist dies nur ein Anfang – ein Tropfen auf dem heißen Stein. Dennoch gewinnt das Thema gerade in bestimmten Branchen, z.B. bei Caterern, immer mehr an Bedeutung und der Widerstand schwindet. So bei der l´Aéronef, einer Event Location in Lille: Die Betreiber waren anfänglich „von der Norm eingeschüchtert , als 2013 erstmalig darüber nachgedacht wurde diese anzuwenden”, erinnert sich der Projektleiter Clémence Bruggeman. Aber dann hat das l´Aéronef die Norm gemeistert und seine Zertifizierung erhalten. Flagship Events wie die Olympischen Spiele, die ihren Fokus auf CSR-Aspekte legen, helfen zudem dabei, die Norm ins rechte Licht zu rücken. So auch Paris 2024, dessen Bewerbungskomitee sogar Unterstützung vom WWF erhalten hat.

Misstrauen überwinden

Aber haben große Veranstaltungen wie die Olympischen Spiele denn überhaupt noch eine Wahl? Die Aspekte der Nachhaltigkeit zu ignorieren, in einer Zeit, in der die Öffentlichkeit sensibilisiert ist wie nie zuvor, ist imageschädigend – insbesondere bezogen auf Themen wie Kosten, Korruptionsrisiko oder der Hinterlassenschaften von Infrastruktur. Für Jérôme Lachaze, Leiter Nachhaltigkeit des Bewerbungskomitees von Paris 2024, „sind wir an einem Punkt angelangt, wo Misstrauen gegenüber Großveranstaltungen wie den Olympischen Spielen herrscht”, wir brauchen also eine Verbesserung der ethischen Standards, um das zu ändern. Die CSR Maßnahmen, die Lachaze in das Pariser Dossier aufgenommen hat, beinhalten u.a. das Vermeiden von Lebensmittelabfällen und eine Reduktion der Treibhausgasemissionen über das gesamte Event um 55% im Vergleich zu den Olympischen Spielen in London 2012. Mit diesen Plänen möchte das Komitee die Glaubwürdigkeit seiner Bewerbung unterstreichen und das IOC überzeugen. Im September werden wir wissen, ob es funktioniert hat.

ISO 20121: Revision

Vom 16. März bis zum 26. April 2017 trafen sich verschiedene interessierte Parteien, um über die Norm ISO 20121 zum nachhaltigen Veranstaltungsmanagement und die anstehende Revision, zu beraten. Welche Neuerungen sind zu erwarten und/oder werden gewünscht? AFNOR Standardization hat die Ergebnisse nun zusammengefasst und zur Verfügung gestellt.

Unter denjenigen, die die Frage beantworteten, bestand großes Interesse am Erhalt der Norm und alle waren sich über deren positive Wirkung einig. Daher wird eine Revision auch nicht unbedingt für notwendig gehalten. Nichtsdestotrotz konnten drei Punkte identifiziert werden, die für eine Revision sprechen würden:

  • Vereinfachen des Kapitels zur dokumentierten Information
  • Ermutigung zu mehr gezielten Maßnahmen
  • Angebot von Selbstdiagnose-Tools

AFNOR, als Frankreichs Repräsentant für die ISO, empfiehlt die Beibehaltung der Norm. Der Text sollte so belassen werden wie er ist und lediglich durch einige Punkte, die mehr Aufmerksamkeit benötigen, ergänzt werden. Dies wurde bereits an die ISO berichtet. Die Antwort anderer Staaten wird über das Ausmaß der Normanpassungen entscheiden. Sofern nötig, wird AFNOR seine “Event organization and sustainable development” Normkommission reaktivieren.

Dieser (etwas gekürzte) Artikel wurde ursprünglich im AFNOR Newsletter 07/2017 veröffentlicht und von der GUTcert übersetzt.

Hinweis: In der GUTcert Akademie ist aktuell ein Seminar zum Thema "Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement nach ISO 20121" in Planung. Nähere Informationen dazu veröffentlichen wir zeitnah auf der Schulungsübersicht des Bereichs Nachhaltigkeit und Carbon Footprint.

Fragen zum Thema beantworten Ihnen gerne Frau Juliane Zimmermann, Tel.: +49 30 2332021-26 oder Frau Susanne Moosmann, Tel.: +49 30 2332021-82

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