Ganzheitlicher Ansatz ISO 45001 – Mitarbeiter von Fremdfirmen im Fokus

Die deutsche Version der ISO 45001:2018-06 für Arbeitssicherheits- und Gesundheitsschutz ist im Beuth Verlag erschienen. Oft übersehener Risikofaktor: Beschäftigte von Fremdfirmen.

Die Veröffentlichung der Norm DIN ISO 45001:2018-06 ist der Startschuss für alle Unternehmen, die die internationale Norm nutzen wollen, um ein Arbeitsschutzmanagementsystem (A&GS) zu implementieren und sich damit von der Konkurrenz abzusetzen.

Zwar führt die ISO 45001 im Wesentlichen die meisten Anforderungen der BS OHSAS 18001:2007 fort, folgt aber dennoch einem noch umfassenderen, ganzheitlichen Ansatz. So auch bei der Personengruppe, die immer im Mittelpunkt eines A&GS steht: den Beschäftigten.

Ob aus Verantwortungsgefühl, zur Erfüllung von Auflagen, als Marktvorteil, zur Absicherung gegen Fachkräftemangel oder demographische Effekte: Beim Implementieren eines A&GS geht um den Schutz, die Gesundheit und den Erhalt der Arbeitskraft von Beschäftigten.

Wer ist der „Beschäftigte“ im Sinne der ISO 45001?

Die BS OHSAS 18001 erwähnt den „Beschäftigten/Arbeiter“ zwar an drei bis vier Stellen, definiert aber nicht, wer genau zu den Beschäftigten zählt.

Viel umfassender und detaillierter behandelt die ISO 45001 dieses Thema. Unter 3.3 wird der „Beschäftigte“ als eine Person definiert, „die Arbeit oder arbeitsbezogene Tätigkeiten ausführt, die im Einflussbereich der Organisation (3.1) stehen“. Das bedeutet: nicht nur der eigene Angestellte ist zu beachten, sondern auch explizit Leiharbeitnehmer, Arbeiter mit Werkverträgen, Saisonarbeiter, (Unter-) Auftragnehmer und (externe) Dienstleister. Darüber hinaus müssen alle Hierachrchieebenen im Tätigkeitsbereich mit einbezogen werden – vom Geschäftsführer bis zum Praktikanten.

Dass externe Dienstleister aus dem Blickwinkel der  Arbeitssicherheit nicht immer die nötige Aufmerksamkeit erhalten, ist hinlänglich bekannt. Dies ist u.a. ein Grund, weshalb dieses Thema bereits in einschlägigen Anweisungen betont wird (vgl. DGUV Vorschrift 1, §5). Dennoch ist der Blick über den Tellerrand nicht für jedes Unternehmen selbstverständlich.

Lt. Einschätzung der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) sind jedoch Externe deutlich häufiger an (teils schweren) Arbeitsunfällen beteiligt als Stammbeschäftigte (bis Faktor 2,5 höher).

Geändertes Herangehen in der ISO 45001

Die ISO 45001 nähert sich diesem Themenkomplex, indem

  • frühzeitig Bedürfnisse und Anforderungen von Fremdfirmen zu ermitteln sind
  • die eigenen Beschäftigten bei Outsourcing bzw. Beschaffung externer Dienstleistungen konsultiert werden
  • Externe bei der Gefährdungsbeurteilung berücksichtigt werden
  • ein Prozess zur Kommunikation mit Fremdfirmen (bzgl. des A&GS) implementiert wird, um bereits im Vorfeld über die vorhandenen Risiken zu informieren
  • die Themen Beschaffung und Koordinierung hinsichtlich dieses Ansatzes erweitert werden (Kapitel 8.1.4.2 und 8.1.4)

Besonders im Annex A der Norm werden viele Hilfestellungen zur Umsetzung benannt. Wenn Sie Leitfäden zu diesem Thema mit stärkerem Praxis- bzw. Deutschlandbezug suchen, werden Sie mit Sicherheit bei Ihrer Berufsgenossenschaft (z.B. die BG ETEM) fündig.

Die ISO 45001 ist ein Managementsystem: Es hilft Unternehmen, alle Anforderungen aus dem Bereich Arbeitssicherheit zu bündeln und zu steuern. Es erleichtert Arbeitgebern, durch systematisches Herangehen, Unternehmerpflichten zu erfüllen und die korrekte Pflichtenübertragung nachzuweisen. So ist ein zertifiziertes A&GS-Managementsystem ein wirkungsvolles Instrument, um die Arbeitssicherheit zu erhöhen, Unfälle nach Möglichkeit zu vermeiden und Vorstände und Geschäftsführer in Schadensfällen zu entlasten.

Die GUTcert Akademie bietet einen Kurs zum Übergang von der OHSAS 18001 auf die ISO 45001 und zu vielen weiteren Themen an.

Fragen oder Hinweise richten Sie bitte an Frau Sindy Prommnitz, Tel.: +49 30 2332021-45 oder Herrn Seán Oppermann, Tel.: +49 30 2332021-87.

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