Umstrittenes Palmöl – ist Boykott die Lösung?

Ob Schokolade, Pizza oder Shampoo - Palmöl ist in jedem zweiten abgepackten Supermarktprodukt enthalten. Der Bedarf nach Palmöl steigt stetig. Können wir auf Palmöl verzichten?

Für Palm-Plantagen werden vor allem in Malaysia und Indonesien große Regenwald-Flächen abgeholzt. Zwischen 2000 und 2012 wurden in Indonesien sechs Millionen Hektar Wald gerodet. Bis 2025 wird geplant, die Anbaufläche von derzeit zehn Millionen Hektar auf 26 Millionen Hektar zu vergrößern. Da die weltweite Nachfrage nach Palm(kern)öl groß bleibt, kommen zukünftig auch Anbauregionen in tropischen Regionen Afrikas und Südamerikas in Frage.

Auf der roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) stehen derzeit 193 vom Aussterben bedrohte Tierarten, darunter Tropenbewohner wie Gibbon-Affen und Tiger. Auf der anderen Seite profitieren Anbauländer vom Palmöl-Boom, denn die Plantagen bringen Einkommen. Man könnte sagen Palm(kern)öl ist ein Fluch und ein Segen zugleich.

Hohe Ölerträge der Ölpalme

Wäre ein Boykott sinnvoll? Sind entsprechende Marketingstrategien einiger Lebensmitteldiscounter glaubwürdig? Die meisten Experten und Umweltschützer sind sich einig, dass der Verzicht auf Palmöl nicht zielführend ist. Eine Untersuchung der Umweltschutzorganisation WWF hat ergeben, dass andere ähnliche Ölpflanzen keine nachhaltigen Alternativen wären, um den Bedarf zu decken. Kokos-, Sonnenblumen- oder Rapsöl brauchen bis zu neun Mal so viel Fläche zur Produktion derselben Ölmengen wie Ölpalmen.

Aufgrund des erhöhten Flächenanspruches und des damit einhergehenden erhöhten Düngemitteleinsatzes entstünden mehr Treibhausgasemissionen und es wären mehr Arten bedroht. Zudem wachsen einige alternative Ölpflanzen in den gleichen oder ähnlich sensiblen Regionen, sodass das Problem nur verlagert werden würde. Die umfangreiche Studie des WWF können Sie hier nachlesen.

Ansätze für eine nachhaltige Zukunft

Was sind die Lösungen? Ein Ansatz um die rasante Ausdehnung von Plantagen zu drosseln, wurde von der Europäischen Union im Rahmen der Verhandlung um die neue Erneuerbaren Energien Richtlinie (REDII) beschlossen. Ab 2030 darf Biodiesel auf Palmölbasis nicht mehr innerhalb der Europäischen Union verkauft werden. Denn von ca. 1,2 Millionen Tonnen Gesamtimporte an Palmöl pro Jahr in Deutschland fließt der größte Anteil bisher in Bioenergie.

Organisationen wie der Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO) setzen sich zudem für  die Einhaltung von ökologischen, ökonomischen und sozialen Mindeststandards beim Anbau von Ölpalmen ein. Im November 2018 wird die Generalversammlung des RSPO eine Revision des Principle & Criteria Standards verabschieden. Die Revision sieht u.a. strengere Anforderungen hinsichtlich der Umweltauswirkungen des Palmanbaus vor. Die öffentlichen Konsultationen des bisherigen Entwurfs laufen noch bis September.  

Eine Chance liegt auch in der Änderung unseres Konsumverhaltens. Durch einen bewussteren Verbrauch von Konsumgütern wie Süß- und Knabberwaren sowie Fertiggerichten könnte der Palmöl-Verbrauch reduziert werden. Der WWF hat diesbezüglich Empfehlungen für den Verbraucher ausgesprochen. Aus globaler Perspektive sind Indien und China die größten Verbraucher von Palmöl. Eine Sensibilisierung für einen nachhaltigen Anbau sowie die internationale Zusammenarbeit ist daher ebenfalls von besonderer Bedeutung.

Möchten Sie sich zum RSPO-Beauftragten oder Auditor weiterbilden oder Ihre bereits vorhandenen Kenntnisse auffrischen? Der nächste Termin unseres anerkannten deutschsprachigen Kurses ist der 14.-15. November 2018 in Berlin.

Fragen oder Hinweise richten Sie gerne an Frau Elisabeth Gebhard, Tel.: 49 30 2332021-72

Gern erstellen wir Ihnen ein individuelles Angebot zur Zertifizierung nach dem RSPO Supply Chain Certification Standard oder beantworten Ihre offenen Fragen. Als Tochter der AFNOR Group bieten wir unsere Leistungen weltweit an.

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