Positivrekord bei Arbeitsunfällen – und doch kein Grund zum Jubeln

Mit durchschnittlich 22,5 pro 1.000 Vollzeitbeschäftigten sind Arbeitsunfälle in 2017 auf einem Rekordtief – dennoch ist weiterhin viel Luft nach oben

Wer sich für Zahlen zum Arbeitsunfallgeschehen in Deutschland interessiert, wird unter anderem bei der Deutschen Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) fündig.

Die Entwicklung meldepflichtiger Arbeitsunfälle in Deutschland ist prinzipiell positiv. Setzt man die Anzahl der Arbeiter dazu in Relation, sinken die Unfallzahlen kontinuierlich, von 27,29 Unfällen pro 1.000 Vollarbeiter in 2005 auf das aktuelle Rekordtief von 22,21 Unfällen pro 1.000 Vollarbeiter in 2017.

Warum ist das allein kein Grund zum Jubeln?

Zum einen, weil die Entwicklung in den letzten Jahren stagniert. Seit Anfang der Neunzigerjahre hat sich die Zahl der Unfälle pro 1.000 Vollarbeiter mehr als halbiert, doch in den letzten Jahren scheint ein Niveau erreicht worden zu sein, das nur minimale Verbesserungen zulässt.

Zum anderen gab es bei den tödlichen Unfällen in 2017 in absoluten Zahlen wieder einen leichten Anstieg. Während auch hier in relativen Zahlen insgesamt eine dramatische Verbesserung von 0,044 Unfällen pro 1.000 Vollarbeiter in 1990 zu 0,011 in 2017 zu sehen ist, ändert sich der Faktor auch hier seit 2009 nicht.

Ist das Verbesserungspotential also ausgeschöpft?

Anscheinend gibt es eine „Grundgefährdung“, mit der jeder Unternehmer, jedes Unternehmen und jeder Arbeiter leben muss: Ein allgemeines Gefährdungsrisiko, das man bei dem derzeitigen Rekordtief der Unfallzahlen vielleicht noch minimal verbessern kann. Häufig entscheidet dann aber doch „Glück“ – bzw. Pech.

So könnte man argumentieren, aber…

Bei den Zahlen handelt es sich um Durchschnittswerte. Und die Gesamtheit sind Unternehmen mit (deutlich) höheren und solche mit (deutlich) niedrigeren Unfallzahlen. Solange also nicht jedes Unternehmen die Minimalunfallzahlen aller vergleichbaren Unternehmen erreicht hat, besteht bei der Arbeitssicherheit immer Verbesserungspotential.

Daher begnügen sich wirklich ehrgeizige Unternehmen nicht damit, die Besten in ihrer Branche zu sein, sie rufen mit der Vision Zero die Überzeugung aus, dass alle Unfälle, Krankheiten und Schadensfälle vermeidbar sind.

Tabelle 1 zeigt die aktuellen, durchschnittlichen Unfallzahlen der verschiedenen Berufsgenossenschaften. Allein diese Darstellung ermöglicht ein grobes Benchmarking.

Suchen Sie einfach Ihre Berufsgenossenschaft, rechnen Sie die Arbeitsunfälle bei Ihnen im Unternehmen auf 1.000 Vollarbeiter hoch und vergleichen Sie die Zahlen. Sollten Sie bei oder über diesen Durchschnittswerten liegen, ist das ein Indikator dafür, dass auch Sie in Ihrem Unternehmen noch schaffen können, was Ihre Marktbegleiter bereits erreicht haben.

Tabelle 1: Meldepflichtige Arbeitsunfälle je 1.000 Vollarbeiter; Quelle: DGUV

Mit durchschnittlich 22,5 pro 1.000 Vollzeitbeschäftigten sind Arbeitsunfälle in 2017 auf einem Rekordtief – dennoch ist weiterhin viel Luft nach oben

Arbeitsschutz – nur „gut“ oder auch lukrativ?

Viele Unternehmen führen Maßnahmen im Arbeitsschutz durch, unter anderem, um

  • ihre rechtlichen Pflichten zu erfüllen
  • Verantwortung zu übernehmen
  • Arbeitskräfte zu binden
  • Kompetenzen zu erhalten und auszubauen
  • Produktionssicherheit zu gewährleisten
  • Risiken zu minimieren
  • ihr Image zu verbessern

All diese Maßnahmen schlagen sich jedoch auch in höherer Effizienz und niedrigeren (Folge-)Kosten nieder. Studien ergeben, dass Unternehmen, die in Arbeitsschutz investieren, (z.B. mit wirksamen Arbeitsschutzmanagementsystemen) Verbesserungspotential schneller erkennen und sogar Kostenvorteile haben. Die Studie der VBG etwa beziffert das Nutzen-Kosten-Verhältnis so: Mit jedem in den Arbeitsschutz investierten Euro spart das Unternehmen 2,3 Euro an Kosten.

Und auch große Firmen sehen die Vorteile in der Verbesserung der Arbeitssicherheit bei sich und ihren Zulieferern, z.B. RWE oder TenneT.

Die GUTcert steht für zielorientierte Audits mit Mehrwert. Unsere Auditoren sagen Ihnen, ob Sie tatsächlich ein wirksames System betreiben und weisen Sie stets auf Verbesserungspotential hin. Ob mit einem vollen Managementsystemen für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz (SGA-MS) nach ISO 45001:2018 oder einer Arbeitssicherheitskultur wie der Safety Culture Ladder: Sie brauchen kein Benchmarking mehr zu scheuen.

Wenn Sie noch beim Planen sind, eine fachliche Auffrischung benötigen oder sich einfach neue Impulse für Arbeitssicherheit holen möchten, unterstützt Sie unsere Akademie.

Fragen zum Seminarangebot – auch zu Inhouse-Schulungen – stellen Sie bitte unter akademie@gut-cert.de, Tel: +49 30 2332021-21.

Für allgemeine Fragen zur Zertifizierung nach ISO 45001 stehen Ihnen Sindy Prommnitz, oder Seán Oppermann gerne zur Verfügung.

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