Indirekte Landnutzungsänderung durch Biokraftstoffe

Nachhaltige Biokraftstoffe sparen Treibhausgasemissionen und gelten für die Klimaziele als unverzichtbar. Doch es gibt Kritik an der indirekten Landnutzungsänderung (iLUC)

Für den nachhaltigen Anbau, die konsequente Rückverfolgbarkeit und die Berechnung von Treibhausgasemissionen von pflanzenbasierten Kraftstoffen gibt es weitreichende gesetzliche Grundlagen und erprobte Systeme zur Nachhaltigkeitszertifizierung. Oft wird aber kritisiert, dass unter all den Anforderungen diejenigen Emissionen und Umweltzerstörungen, die durch indirekte Landnutzungsänderungen verursacht werden, zu kurz kommen.

Was sind indirekte Landnutzungsänderungen?

Doch was sind indirekte Landnutzungsänderungen, kurz iLUC, eigentlich? iLUC beschreibt einen Effekt, durch den der Anbau von Pflanzen zur Produktion von Biokraftstoffen indirekt zur Zerstörung von Naturräumen beitragen kann. Es wird davon ausgegangen, dass bei der Umwandlung von Anbauflächen für die Nahrungsmittelproduktion zur Biokraftstoffproduktion die gleichbleibende Nachfrage nach Nahrungsmitteln weiterhin gedeckt werden muss. Zur Erfüllung der Nachfrage nach Lebensmitteln bleibt dann oft nur die Möglichkeit, neue Flächen zum Anbau zu erschließen. Dadurch werden Naturräume verdrängt. So kann die Produktion von Biomasse für Biokraftstoffe indirekt zur Abholzung und Umweltzerstörung beitragen.

Neuer Ansatz der EU zum Umgang mit indirekten Landnutzungsänderungen

Diese Problematik hat auch die EU erkannt und mit der Renewable Energy Directive (REDII) ein System zum Umgang mit iLUC vorgestellt. Eine Schwierigkeit ist allerdings, dass sich der Effekt des iLUC aufgrund seiner Komplexität kaum direkt beobachten, wohl aber modellieren lässt. Der Ansatz der EU ist es, verschiedenen Rohstoffen zur Biokraftstoffproduktion Risikofaktoren (low iLUC und high iLUC) zuzuteilen. Zu dieser Einteilung wurde im März dieses Jahres eine Verordnung erlassen, welche sie hier einsehen können.

Bedeutung für die Zertifizierung nachhaltiger Biokraftstoffe

Für Rohstoffe mit niedrigem Risikofaktor (low iLUC) sollen keine zusätzlichen Anforderungen zur Nachhaltigkeitszertifizierung gelten. Rohstoffe mit hohem Risikofaktor (high iLUC), sollen hingegen ab 2020 auf aktuellem Niveau gedeckelt und bis 2030 auf 0 reduziert werden. Unter den hohen Risikofaktor fallen voraussichtliche Rohstoffe wie Palmöl oder Soja.

Ein Rohstoff aus der Kategorie „high iLUC risk“ kann aber unter bestimmten Umständen trotzdem in die niedrige Risikoklasse eingestuft werden. So wäre z.b. durch eine Zertifizierung nachzuweisen, dass durch eine Steigerung der Produktionseffizienz ein Ausgleich zur Anbaufläche für Biokraftstoffe geschaffen wurde. Weitere Möglichkeiten wären z.b. Kleinbauern zu fördern oder Brachflächen zu rekultivieren. Genaueres kann der REDII, der Verordnung oder auch einem Vortrag vom ISCC Zertifizierungssystem entnommen werden.

Ein Verbot von Palmöl zur Biokraftstoffproduktion bleibt wohl zunächst aus, auch wenn davon auszugehen ist, dass sich die Anforderungen an die nachhaltige Produktion von Rohstoffen mit hoher iLUC Risikostufe erhöhen. Welche Auswirkungen die neuen Regulierungen auf den Markt haben werden bleibt abzuwarten.

Mit Fragen und Anregungen zum Thema Biokraftstoffe wenden Sie sich gerne an Fabian Kollmeier.

Unser Team für Lieferkettenzertifizierung bereitet Ihnen gern ein Angebot für eine ISCC oder REDcert Zertifizierung vor.

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