Trotz aktueller Umstände ein gelungenes Exzellenznetzwerk Energiemanagement 2020
ISO 50001:2018 – mit diesjährigem Ausblick auf eine Erweiterung zum Klimamanagementsystem
Seit 12 Jahren bietet das GUTcert Exzellenznetzwerk Energiemanagement eine etablierte Plattform für Anwender, Experten und andere Interessierte, die ihr Fachwissen aktualisieren und sich beruflich vernetzen wollen. Dieses Jahr mussten wir leider aufgrund der COVID-Situation auf das persönliche Zusammenkommen verzichten und führten die Veranstaltung zum ersten Mal online durch.
Im Fokus des Exzellenznetzwerks 2020 stand neben den Entwicklungen des betrieblichen Energiemanagementsystems (EnMS) ein weiteres Thema, das eine enorme politische Dynamik hat und unmittelbar mit der Energieeffizienz verbunden ist: das Klimamanagement.
Zu unserer großen Freude genoss das Treffen ein reges Interesse seitens der Teilnehmer. Die Vielzahl an Fachvorträgen und die Podiumsdiskussion boten trotz des digitalen Formats ausreichend Raum für den erwünschten Erfahrungsaustausch.
Eröffnet wurde das Exzellenznetzwerk mit der Keynote von Cristian Noll, dem Geschäftsführer der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz, DENEFF. Die aktuellen Entwicklungen in der Klimapolitik auf allen Ebenen – von der UN und EU bis hin nach Deutschland – bilden nun einen neuen Kontext für die gesamte deutsche Wirtschaft. Dessen sollten sich alle Unternehmen bewusst werden und mittelfristig Strategien in Bezug auf Klimaneutralität und die Rolle der Energieeffizienz festlegen und ggf. überdenken.
Eine Reihe von Impulsvorträgen und die anschließende Podiumsdiskussion wurde einer anderen allgegenwärtigen Herausforderung gewidmet – den Corona-Auswirkungen beim betrieblichen Energiemanagement. In zwei Präsentationen wurden verschiedene Seiten beleuchtet: über die Gesamtauswirkungen der Pandemie auf Energiemarkt und -preise in Deutschland berichtete Holk Schubert (BFE Institut für Energie und Umwelt); Nathanael Harfst (Experte im Energiecontrolling, Hochschule Niederrhein) analysierte die systemischen Auswirkungen auf betrieblicher Ebene in Folge der geänderten Rahmenbedingungen, vor allem in Bezug auf Energiekennzahlen, Ausgangsbasis und Maßnahmen. Des Weiteren wurde in einem prägnanten Erfahrungsbericht des Energiebeauftragten Andre Schatz von HQM Härtetechnik, unterstützt durch den Berater Ingo Therburg (emsol Energiemanagement GmbH), ein Einblick in die Unternehmenspraxis gegeben. Neben all den bekannten Problemfällen in Bezug auf die Auswertung der energiebezogenen Kennzahlen und deren Verzerrung durch die geänderte Auftragslage, Betriebszeiten und Auslastung einzelner Anlagen wurde in der darauffolgenden Diskussion mehrfach betont, dass die Krise nicht nur als Risiko für die Nachweisführung und dementsprechend den Erfolg der Zertifizierung betrachtet werden sollte: Sie kann vielmehr auch als Chance begriffen werden, denn ungewöhnliche Betriebszustände bieten den Verantwortlichen die Möglichkeit, Wechselwirkungen diverser Einflussfaktoren „live” zu erproben. Dies kann dazu führen, dass Kennzahlen präziser und aufs Wesentliche fokussiert gebildet werden.
Einen umfassenden Überblick über die Umstellung von ISO 50001-Energiemanagementsystemen nach der 2018er Version gab Jochen Buser, Leiter des Fachbereichs Energiemanagement bei der GUTcert. Viele Unternehmen sind bereits auf dem Weg der Transition. Laut Auditauswertungen im Jahr 2020 wurden diesbezüglich folgende Themen als Schwerpunkte identifiziert: die Weiterentwicklung geeigneter Kennzahlen, um den Fortschritt der energiebezogenen Leistung plausibel und transparent abbilden zu können und die damit verbundenen Methoden zum Messen und Verifizieren. Des Weiteren berichtete Hr. Buser auch zu der Revision der ISO 50003 als Anforderung zum Auditieren von Energiemanagementsystemen nach ISO 50001.
Das Energierecht in Deutschland ist umfassend, komplex und höchst dynamisch. Traditionell berichteten Experten von bbh über jährlich Neues aus dem Energierecht, wobei in diesem Jahr zwei Gesetzesänderungen im Vordergrund standen: Andreas Große präsentierte die Eckpunkte des Referentenentwurfs des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) und Nico Liebheit stellte die Inhalte vom Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) dar.
Am Nachmittag folgten Vorträge zum Thema Klimamanagement und dessen strategischen Dreiklang: „Vermeiden – Reduzieren – Kompensieren“.
Zunächst wurde der aktuelle klimapolitische Rahmen in Deutschland von Frank Blume, dem Produktmanager für Carbon Economy der GUTcert, erläutert. Schwerpunkte des Vortrags waren das Klimaschutzgesetz und Klimaschutzpaket der Bundesregierung, die u.a. das Bepreisen von CO2-Emissionen diverser Energieträger durch das BEHG vorsehen, um einen nationalen Emissionshandel in Deutschland zu schaffen. Werden diese Klimaschutzmaßnahmen im Zusammenhang mit der EEG-Novelle betrachtet, wird offensichtlich, dass zumindest energieintensive Unternehmen künftig einen neuen Schwerpunkt in der strategischen Ausrichtung legen werden müssen: Ignoranz gegenüber dem Klimaschutzthema wird in wenigen Jahren deutliche wirtschaftliche Einbüßen mit sich bringen. Begibt sich ein Unternehmen jetzt auf den Weg zur Klimaneutralität, bestehen eine ganze Reihe von Fördermöglichkeiten u.a. im Rahmen des Klimaschutzpakets, die den Übergang zu umweltfreundlichen Technologien unterstützen können.
Knapp unter 7000 Unternehmen in Deutschland betreiben ein EnMS nach ISO 50001. Dies sind entweder energieintensive Industrieunternehmen oder große Dienstleistungsunternehmen, die allein aufgrund der Verbrauchsgröße definitiv zu den Adressanten klimapolitischer Bemühungen zählen werden. Sie müssen den Weg zur Klimaneutralität beschreiten. Doch für alle stellen sich jetzt die folgenden Fragen: Womit fange ich am besten an? Wie kann ich meine bisherigen Aktivitäten sinnvoll nutzen?
Als Treiber der strategischen Säule „Reduzieren” auf dem Weg zur künftigen Klimaneutralität bietet das EnMS eine solide Grundlage für eine „Systemerweiterung”. Einem effizienten Übergang vom reinen EnMS zum Klimamanagementsystem (KliMS) widmet sich ein neuer Leitfaden der GUTcert, mit dem Ziel, den Verantwortlichen zu helfen, die neue Herausforderung auf eigene vertraute Betriebsabläufe zu übersetzen und die möglichen Synergieeffekte bestmöglich zu nutzen. Gemeinsam mit der Beratungsgesellschaft Ökotec und unter dem Schirm der Unternehmensinitiative Energieeffizienz e. V. (DENEFF) wird der Leitfaden in Kürze veröffentlicht. Über den Aufbau des Leitfadens und Schnittmengen zum Energiemanagement berichteten Yulia Felker von der GUTcert und Fr. Dr. Kubin von Ökotec.
Das Motto des Exzellenznetzwerks ist „keine Theorie ohne praktische Beispiele“. Die CAFEA-Gruppe brachte hier ihre Erfahrungen aus dem gelebten Klimamanagement ein. Martin Dittrich und Bastian Zeitler berichteten über die im Unternehmen angewendeten Instrumente, Methoden und Herausforderungen auf dem Weg zur klimaneutralen Produktion und Produkten. Weitere praktische Hinweise und Beispiele für die Umsetzung gab Mechthild Zumbusch von der Berliner Energieagentur: Von kommunalen Unternehmen hin zu renommierten Sportvereinen war alles dabei.
Für viele Unternehmen sind es die ersten Schritte auf diesem wichtigen Weg. Und wie immer am Anfang ist der Weg nicht leicht: Oft sind die Verantwortlichen mit vielen Herausforderungen konfrontiert, die mit der Zeit dann zu Routineaufgaben werden. Die Sorgfalt bei der Datenerfassung, eine gewisse Kreativität bei der Lösungssuche an den Stellen, wo noch keine verlässlichen Daten bestehen und eine transparente Ermittlungsmethodik sind Gebote dieser Stunde im Klimamanagement. Um die Glaubwürdigkeit von Treibhausgasbilanzen bzw. des Carbon Footprint von Firmen, Produkten und Projekten sicherzustellen, stehen Ihnen die GUTcert Experten im Rahmen der Verifizierungsverfahren selbstverständlich zur Seite.
Der nächste Termin steht übrigens schon fest: Das kommende Exzellenznetzwerk Energiemanagement findet am 16. September 2021 wieder im Hotel Golden Tulip - Berlin statt. Also: Save the Date!
Fragen zum Exzellenznetzwerk Energiemanagement beantwortet Ihnen gerne das Team der Akademie, +49 30 2332021-21.