Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf globale Lieferketten

Kontaktverbote und Produktionsstopps stellen globale Lieferketten aktuell vor große Herausforderungen. EU Kommission und Bundesrepublik entwickeln Strategien, um Lieferengpässe zu vermeiden.

Wenige Monate nach Ausbruch des neuartigen Coronavirus hat sich das alltägliche Leben vieler Menschen weltweit gravierend verändert. Die Pandemie, die sich bis zum heutigen Tag mit einer alarmierenden Geschwindigkeit ausbreitet, führte in den meisten Ländern bereits zu umfangreichen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus. So legen nicht nur Sicherheitsquarantänen nach Auslandsreisen, sondern auch Grenzschließungen das private und öffentliche Leben vielerorts auf Eis. Die wirtschaftlichen Auswirkungen dieses Vorgehens sind tiefgreifend: Einer Gemeinschaftsdiagnose der Wirtschaftsforschungsinstitute zufolge soll Deutschlands Wirtschaftsleistung im Gesamtjahr 2020 um knapp 6% sinken.

Lieferketten in besonderer Not

Vor allem die Lieferketten werden in dieser Situation auf eine harte Probe gestellt. Durch die aktuellen Reise- und Transportrestriktionen haben nach einer Berechnung des Risikomanagementspezialisten Heiko Schwarz aktuell 81% der deutschen Unternehmen Versorgungsprobleme. Die Elektronikindustrie sei dabei besonders betroffen, ebenso wie die Medizintechnik und Zulieferer für Haushaltsgeräte und Autos. Der Nachfrageeinbruch führt zu fehlenden Umsätzen bei gleichzeitig steigenden Kosten (beispielsweise für erhöhte Frachtgebühren), was sich für viele Unternehmen in naher Zukunft zu einer existenziellen Bedrohung entwickeln könnte.

Risiken globaler Lieferketten am Beispiel Palmöl

Auch die Palmölindustrie spürt die Auswirkungen der Krise: Seit Ende Januar ist der Preis für Palmöl auf dem Weltmarkt um fast 25 Prozent gefallen. Hinzu kommt, dass sowohl in Malaysia als auch in Indonesien einige Plantagen aufgrund von Corona-Fällen zeitweise geschlossen werden mussten. Wegen des internationalen Lockdowns ist die Nachfrage aus der EU und den Ländern China und Indien, die als Hauptimporteure von Palmöl gelten, ohnehin gesunken.

In Bezug auf die Ausbreitung des Coronavirus kann das Missachten von Umweltstandards in globalen Lieferketten jedoch möglicherweise auch als Teil des Problems gesehen werden: Allein in Deutschland müssten rund 13 Prozent der Fläche beansprucht werden, um den nationalen Bedarf an Palmöl und Soja zu decken. Da diese Rohstoffe aus Ländern exportiert werden, wo die Rodung von Regenwäldern noch immer eine zentrale Rolle spielt, wird dementsprechend die Zerstörung lokaler Ökosysteme und Lebensräume für Wildtiere in Kauf genommen. Laut Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) ist die Übertragung des Coronavirus auf den Menschen ebenfalls auf diese konstante Missachtung des Naturschutzes und insbesondere auf die Verdrängung von Wildtieren zurückzuführen. In Deutschland könne man bereits durch eine nachhaltige Agrarpolitik und das Priorisieren nachhaltiger Lieferketten zur Lösung des Problems beigetragen.

Die GUTcert bietet seit 2009 Zertifizierungen nach REDcert, ISCC und RSPO an, die maßgeblich zur Einhaltung der Nachhaltigkeitsforderungen beitragen und die Rückverfolgbarkeit von Agrarrohstoffen in globalen Lieferketten sicherstellen.

Strategien zum Vermeiden von Lieferengpässen

Sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene wurden in den letzten Wochen Strategien erarbeitet, um Lieferengpässe zu vermeiden. Mit der Richtlinie der EU-Kommission vom 16. März 2020 soll neben dem Gesundheitsschutz vor allem die Verfügbarkeit von Waren gewährleistet werden. Dies soll beispielsweise durch das Schaffen sog. „Green Lanes“ für besonders dringende Transporte und die Regulierung von Grenzkontrollen erreicht werden. Zudem hat die Bundesregierung in der vergangenen Woche gemeinsam mit Kreditversicherern einen Schutzschirm über 30 Milliarden Euro zum Schutz von Lieferantenkrediten ins Leben gerufen, um deutsche Unternehmen zu stützen. Trotz der gestiegenen Ausfallrisiken sollen auf diese Weise bestehende Deckungszusagen aufrechterhalten und der Warenverkehr gesichert werden.

Ansprechpartner

Haben Sie Fragen oder Hinweise zum Thema Lieferketten? Wenden Sie sich gerne an Elisabeth Gebhard.

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