Nachhaltigkeit in der Verpackungsbranche

Auch in der Verpackungsbranche werden die Forderungen nach Umweltverträglichkeit, Klimaneutralität und Nachhaltigkeit konkreter: Industrieverbände suchen nun nach Lösungen

Seit 1. Januar 2019 gilt in Deutschland das „Gesetz über das Inverkehrbringen, die Rücknahme und die hochwertige Verwertung von Verpackungen“ (VerpackG). Darin werden die Anforderungen an die Produktverantwortung festgelegt, um letztlich die Recyclingquoten zu erhöhen. Mit dem vorrangigen Ziel der Vermeidung von Verpackungsabfällen werden insbesondere Hersteller, Online-Händler und Unternehmen dazu angehalten, wiederverwertbare Verpackungen in Umlauf zu bringen. Des Weiteren ist eine Registrierung im öffentlich einsehbaren Verpackungsregister der Zentralen Stelle und eine Lizenzierung bei einem Dualen System (z.B. Der Grüne Punkt) verpflichtend. In einem Katalog der Zentralen Stelle wird zusammengefasst, welche Verpackungen systembeteiligungspflichtig sind.

Steigendes Umweltbewusstsein der Konsumenten

Dass die Themen Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit auch innerhalb der Bevölkerung einen hohen Stellenwert haben, zeigt eine repräsentative Umfrage des Deutschen Verpackungsinstituts e.V. (DVI) aus dem Jahr 2019. Dieser zufolge haben fast 70% der deutschen Bürger „schon mindestens einmal auf den Kauf eines Produktes verzichtet […], weil die Verpackung nicht nachhaltig genug war“. Neben gängigen Alternativen wie Papier und kompostierbaren Verpackungslösungen lässt sich der Einsatz von Kunststoff im Sinne des Produktschutzes jedoch nicht gänzlich vermeiden, wie etwa das Beispiel Frischeprodukte aufzeigt.

Nachhaltige Ansätze der Verpackungsverbände: Vermeiden, Vermindern, Verwerten

Aktuelle Ansätze zur nachhaltigen Gestaltung und Produktion von Verpackungen seien laut DVI-Geschäftsführerin Kim Cheng hauptsächlich „der Einsatz von Recyclingmaterial, die Reduktion von Verpackungsvolumen und Materialeinsatz, der Ersatz von Kunststoff durch andere Packstoffe, striktes ‚Design for Recycling‘ zur vollständigen stofflichen Wiederverwertbarkeit gebrauchter Verpackungen und die Entwicklung neuer Packstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen, beispielsweise zur Kompostierung“. Die Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e.V. (IK) setzte sich bereits 2018 zum Ziel, in Deutschland bis zum Jahr 2025 mindestens eine Million Tonnen Recyclingmaterial oder nachwachsende Rohstoffe in der Produktion von Kunststoffverpackungen einzusetzen. Das entspräche einer Steigerung von 120% im Vergleich zu der in 2017 von deutschen Herstellern eingesetzten Rezyklat-Menge. Gleichzeitig sollen bis zu diesem Zeitpunkt 90% der Haushaltsverpackungen recycling- oder mehrwegfähig sein.

Auch der Einsatz von biobasierten Kunststoffen für Verpackungen und Folien gewinnt innerhalb der Branche zunehmend an Interesse. Zum einen gewinnen die Hersteller somit eine neue Quelle von nicht-fossilen Rohmaterialien, zum anderen eröffnen die Kompostierbarkeit und Wiederverwertbarkeit dieser Stoffe neue Optionen für das Recycling und die CO2-Einsparung. Ferner wird durch die Entwicklung umweltschonender Verpackungsrohstoffe (z.B. biobasierte Mehrschichtverbunde) auch die Lebensmittel-verschwendung reduziert.

Mit einer ISCC PLUS Zertifizierung kann der Einsatz von nachhaltigen biogenen Rohstoffen und Recyclaten in der Herstellung von Verpackungsmaterial zertifiziert werden. Die Kernanforderungen des ISCC PLUS Standards umfassen Themen wie Massenbilanz, Transparenz der Lieferdokumentation und Managementanforderungen. Zusätzlich kann die Produktzertifizierung durch die Aufnahme von freiwilligen Modulen wie Treibhausgasberechnung, Umweltmanagement, verbotene Chemikalien oder GMO-frei an die spezifischen Bedürfnisse eines Unternehmens angepasst werden. Die ISCC PLUS zertifizierten Systembenutzer erhalten außerdem die Möglichkeit, ihre ISCC PLUS konformen Produkte weltweit als „Äquivalent zu FSA Silber“ zu verkaufen.

Klimaneutrale Verpackung dank Product Carbon Footprint

Der Product Carbon Footprint (PCF) bzw. CO2-Produkt-Fußabdruck ist eine Methode zur Ermittlung der Klimabilanz eines Produkts entlang seiner Wertschöpfungskette. Dabei werden jedoch nicht nur CO2-Emissionen, sondern auch andere klimarelevante Gase (z.B. N2O, CH4, FCKW, SF6) innerhalb des gesamten Produktlebenszyklus beachtet. Mithilfe von Treibhausgasemissionsberechnungen können diese Auswirkungen identifiziert und daraufhin reduziert oder gänzlich vermieden werden. In der international gültigen Norm ISO 14067 werden hierfür Richtlinien für die Quantifizierung vorgegeben und Bilanzgrenzen festgelegt. Um die Glaubwürdigkeit einer Treibhausgasbilanz zu erhöhen und potenzielle Schwachstellen in der Berechnungsmethodik zu erschließen, wird eine externe Prüfung durch eine unabhängige Verifizierungsstelle empfohlen.

Nachhaltigkeitsberichterstattung in der Verpackungsbranche

Nachhaltigkeitsberichte legen gegenüber der Öffentlichkeit, Kunden, Behörden und anderen Stakeholdern offen, welche Maßnahmen Unternehmen im Rahmen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung ergreifen. Daher trägt die Berichterstattung in hohem Maße zur Reputation und zur Akzeptanz des wirtschaftlichen Handelns bei. Des Weiteren gelten Nachhaltigkeitsberichte als Grundlage des Nachhaltigkeitsmanagements: Sie können notwendige Veränderungsprozesse anregen und zur Verständigung innerhalb eines Unternehmens beitragen. GUTcert Kunden wie DerGrüne Punkt und Südpack berichten zudem davon, dass der verstärkte Dialog mit Stakeholdern zur zielgerichteten Weiterentwicklung beitrage und Transparenz schaffe.

Die Validierung von Nachhaltigkeitsberichten ist freiwillig. Jedoch hilft ein externer Blick, die ausgewählten Themen und die Plausibilität von Daten, Fakten und Kennzahlen zu bestätigen.

„Green Deal“ der EU

Ende des vergangenen Jahres stellte die EU-Kommission den „Green Deal“ gegen den Klimawandel und für eine nachhaltigere europäische Wirtschaft vor. In einem Aktionsplan wurde Anfang März schließlich die europaweite Reduktion der Verpackungsabfälle, die Erhöhung der Recyclingquoten und die Stärkung der Sekundärrohstoffmärkte festgelegt. Hinsichtlich der Kunststoffproduktion sind verbindliche Anforderungen an den Rezyklatanteil vorgesehen, ebenso wie die Minderung der Umweltbelastung durch Mikroplastik und das Fokussieren auf biologisch abbaubare Kunststoffe. Außerdem wird angestrebt, die Entsorgungssysteme in den EU-Mitgliedstaaten zu harmonisieren. Die verstärkte Nachfrage nach erneuerbaren und recycelten Materialien stellt jedoch nicht nur die Verpackungshersteller, sondern die gesamte Lieferkette vor neue Herausforderungen.

Ansprechpartner

Haben Sie Fragen oder Hinweise zum Thema Nachhaltigkeit und Klimaneutralität oder Interesse an einer ISCC PLUS-Zertifizierung? Wenden Sie sich gerne an Elisabeth Gebhard.

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