RSPO Zertifizierung unterstützt menschenrechtliche Sorgfalt entlang globaler Wertschöpfungsketten

Eine von der Bundesregierung in Auftrag gegebene Studie analysiert menschenrechtliche Risiken in Wertschöpfungsketten deutscher Wirtschaftsbranchen und die Rolle von Initiativen wie dem RSPO

Um die Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte der Vereinten Nationen (United Nations, UN) angemessen umzusetzen, hat die Bundesregierung 2016 den Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte (NAP) beschlossen. Darin formuliert die Bundesregierung ihre Erwartungen an Unternehmen bezüglich der Ausgestaltung und Umsetzung der menschenrechtlichen Sorgfalt entlang ihrer Liefer- und Wertschöpfungsketten. Als eine der Maßnahmen, um deutsche Unternehmen bei der Wahrnehmung ihrer Verantwortung für die Menschenrechte zu unterstützen, gab das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) eine Studie bei einem Konsortium aus adelphi (Federführung) und der Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfergesellschaft in Auftrag. Die Studie „Die Achtung von Menschenrechten entlang globaler Wertschöpfungsketten – Risiken und Chancen für Branchen der deutschen Wirtschaft“ analysiert menschenrechtliche Risiken, erfasst aber auch, welche Branchenaktivitäten zur Ausübung menschenrechtlicher Sorgfalt bereits umgesetzt werden. Branchenspezifische Initiativen und Standards wie der Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO) werden von der Studie als wichtige Handlungsoptionen herausgestellt.

Elf Branchen im Fokus

Aus einer Gesamtbetrachtung von 100 Branchen arbeitet die Studie elf „Fokusbranchen“ heraus, in denen menschenrechtliche Risiken mit besonderer Relevanz auftreten. Eine hohe internationale Verflechtung und eine große volkswirtschaftliche Bedeutung sind weitere Voraussetzungen für die Auswahl der Fokusbranchen. Die elf Fokusbranchen sind: Automobil, Chemie, Elektronik, Telekommunikation und Digitales, Energieversorgung, Finanzdienstleistungen, Groß- und Einzelhandel, Metallindustrie, Maschinenbau, Nahrungs- und Genussmittel, Textilien und Leder sowie Tourismus und Freizeit.

Handlungsoptionen und die Rolle des RSPO

Die Studie betont die Vielzahl an Aktivitäten, die in den Fokusbranchen durchgeführt werden, um menschliche Risiken zu adressieren. Dazu gehören u. a. Informationsangebote für Unternehmen (z.B. Leitfäden, Studien oder Workshops), die Formulierung von Anforderungen an Lieferanten, das Überprüfen der Einhaltung dieser Anforderungen (z.B. durch Self-Assessments und Audits) und Ansätze zur Entwicklung der Lieferanten (z.B. durch Lieferantentrainings). Für die Branchen Chemie, Groß- und Einzelhandel und Nahrungs- und Genussmittel stellt die Studie den Import von Palmöl als menschenrechtlichen Risikofaktor heraus. Der RSPO wird dabei als branchenrelevante Initiative genannt, um gegen die menschenrechtlichen Risiken entlang von Palmöl-Wertschöpfungsketten vorzugehen.

Chemie

Die Chemiebranche ist vor allem aufgrund des großen Bedarfs an Rohstoffen aus Ländern mit hohen menschenrechtlichen Risiken gefährdet. Eine besonders große Rolle spielt dabei der Import von Erdöl (15% des in Deutschland verbrauchten Erdöls geht in die Chemie als wichtigster Rohstoff in dieser Branche), aber auch der hohe Palmöl-Bedarf stellt die Branche vor eine Herausforderung. Ein Faktenpapier des Verbands der Chemischen Industrie e.V. (VCI) zur Nutzung von Palm(kern)öl verdeutlicht das wachsende Bewusstsein der Branche für die Problematiken, die mit dem Anbau von Ölpalmen verbunden sein können.

Nahrungs- und Genussmittel

In der Nahrungs- und Genussmittelbranche hat Deutschland im Jahr 2018 insgesamt Waren im Wert von 54 Milliarden Euro eingeführt. Viele der für diese Branche importierten Rohstoffe stammen aus dem globalen Süden (etwa Kaffee, Kakao oder Palmöl). Zu den relevanten Warengruppen aus dem außereuropäischen Ausland gehören Öle und Fette, die 3,6 Milliarden Euro der Branchenimporte ausmachen, wobei 36% dieser Warengruppe aus Palmöl bestehen. Dementsprechend haben auch für die Lebensmittelbranche themenspezifische Initiativen wie der RSPO, die auf internationaler Ebene die Herausforderungen globaler Lieferketten adressieren, eine hohe Relevanz.

Groß- und Einzelhandel

Für die Groß- und Einzelhandelsbranche betrachtet die Studie exemplarisch die Risiken, die in der Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen, Holz und Holzwaren, Spielwaren und Schmuck identifiziert wurden. Rohstoffbezogene Initiativen wie der RSPO, aber etwa auch die International Cocoa Initiative, der Roundtable on Responsible Soy, das International Council on Metals and Mining oder die Aluminium Stewardship Initiative können helfen, die vielfältigen menschenrechtlichen Risiken in dieser Branche zu reduzieren.

Ansprechpartner

Wenn Sie Fragen zum RSPO oder Interesse an einer RSPO-Zertifizierung haben, wenden Sie sich gerne an Elisabeth Gebhard. Der nächste RSPO SCC Kurs in der GUTcert Akademie findet vom 09.-11. November 2020 statt.

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