Die IED 2.0 kommt – strukturiertes Umweltmanagement wird zur Pflicht
Mit der IED 2.0 wird strukturiertes Umweltmanagement zur Pflicht. Wer sich früh vorbereitet, vermeidet Engpässe, kann Synergien nutzen und sich Vorteile im Genehmigungsprozess sichern.
Auch wenn die finale Gesetzgebung noch aussteht, sind die Eckpunkte bereits klar und die IED 2.0 bringt neuen Schwung in die Verbreitung von Managementsystemen in der Industrie in Europa.
Der EU-Gesetzgeber fordert die Einführung eines systematischen Ansatzes für Unternehmen, die unter die 45. BImSchV fallen, mit dem Ziel, die Umweltleistung strukturiert und nachweisbar zu verbessern – und gleichzeitig die Vorteile beschleunigter Genehmigungsverfahren nutzen zu können. Allein in Deutschland betrifft dies über 10.000 Unternehmen, die insgesamt ca. 13.000 IED-Anlagen betreiben, insbesondere aus Energie- und Wasserversorgung, Metallverarbeitung, Chemie und Abfallwirtschaft.
Eine vergleichbare Entwicklung erleben wir seit fast 15 Jahren bereits im Bereich der Energiemanagementsysteme (EnMS) nach ISO 50001: Nachdem steuerliche Vorgaben und gesetzliche Anforderungen eingeführt wurden, entwickelte sich das EnMS rasch zu einem „Must-have“ – zunächst für energieintensive Unternehmen, später auch für einen stetig wachsenden Kreis weiterer betroffener Betriebe. Die Erfahrung zeigt: Sobald es um Compliance oder spürbare finanzielle Anreize geht, begeben sich Unternehmen bereitwillig auf die Reise in die ISO-Welt.
Die Information über die bevorstehenden Pflichten macht bereits seit über einem Jahr die Runde. Die nationale Umsetzung lässt allerdings noch auf sich warten, was derzeit zu einem gewissen „Stand-by“ führt. Für betroffene Organisationen kann diese Pause jedoch zum Nachteil werden: Das Qualifizieren der verantwortlichen Personen, der Aufbau und die Implementierung eines geeigneten Managementsystems und – je nach Strategie – auch dessen Zertifizierung benötigen Zeit und Ressourcen. Wer hier zu lange zögert, riskiert nicht nur zeitlichen Druck kurz vor Inkrafttreten der gesetzlichen Anforderungen, sondern auch operative Nachteile. Frühzeitiges Handeln ist daher ratsam – insbesondere, um organisatorische Reife zu erreichen und mögliche Synergieeffekte mit bestehenden Systemen zu nutzen.
Was ist bereits jetzt bekannt und was kann als Orientierung für die künftige Umsetzung dienen?
Auch wenn die nationale Umsetzung der IED 2.0 sowie der 45. BImSchV noch aussteht, liegen bereits heute ausreichend Informationen vor, die Unternehmen als Orientierungshilfe dienen können:
- Grundsatz: Einführung eines Umweltmanagementsystems
Die IED 2.0 schreibt einen systematischen Ansatz zur kontinuierlichen Verbesserung der Umweltleistung vor. Auch wenn ISO 14001 oder EMAS dort nicht namentlich genannt werden, gelten sie als etablierte und praxisnahe Referenzmodelle. In der Entwurfsfassung der 45. BImSchV werden sie explizit erwähnt – inklusive Hinweisen zur externen Prüfung. - Pflicht zur regelmäßigen Überprüfung
Die Entwürfe deuten darauf hin, dass die Einführung des Systems nicht ausreicht – es muss auch regelmäßig auf Wirksamkeit geprüft werden. Die Anforderungen an die Zertifizierung (ISO 14001) und Validierung (EMAS) sind bereits Bestandteil des Entwurfes der 45.BimschV. - Integration in bestehende Systeme möglich
Unternehmen, die bereits über ISO 9001, ISO 14001 oder ISO 50001 verfügen, können voraussichtlich auf bestehenden Strukturen aufbauen. Der integrative Ansatz – also die Verbindung mehrerer Managementsysteme – wird ausdrücklich unterstützt und kann Synergien schaffen. - Verknüpfung mit Genehmigungsverfahren
Ein zentrales Ziel der IED 2.0 ist es, Genehmigungsverfahren zu beschleunigen – unter der Bedingung, dass ein funktionierendes Managementsystem nachgewiesen wird. Dies ist ein klarer Anreiz, frühzeitig aktiv zu werden. - Zeitlicher Horizont: Mitte 2026
Auch wenn die nationale Umsetzung noch in Arbeit ist, steht der europäische Zeitrahmen bereits fest: Die Umsetzung in nationales Recht muss bis Juli 2026 erfolgen. Spätestens ab diesem Zeitpunkt sind die Anforderungen verbindlich. - Branchenspezifische Erwartungen
Auch wenn die Regelungen für alle IED-pflichtigen Anlagen gelten sollen, deuten erste Entwürfe auf branchenspezifische Ausprägungen hin – etwa bei der Auswahl relevanter Umweltaspekte oder der Tiefe der Dokumentation. Unternehmen aus besonders betroffenen Branchen (z. B. Energie, Chemie, Metall, Abfallwirtschaft) sollten besonders aufmerksam sein.
Kurse
Unsere Akademie bietet regelmäßig ein vielseitiges Schulungsprogramm rund um das Themengebiet Umweltmanagement. Aktuell umfasst das Angebot Lehrgänge zum Umweltbeauftragten/-auditor (gn) nach ISO 14001:2015 / EMAS, einen Auffrischungskurs zur ISO 14001, Seminare zu Umweltrecht sowie Normkunde für externe Auditoren. Welche Themen aus Ihrer Praxis sollten wir künftig noch stärker berücksichtigen? Sprechen Sie uns gerne an!
Ansprechperson
Haben Sie Fragen oder Hinweise zum Thema Umweltmanagementsysteme und IED? Wenden Sie sich gerne an Yulia Felker, Hannes Kaiser und Maike Akgül.