Öffentliche Konsultationen des Standards GHG Protocol Scope 2
Die Überarbeitung des GHG Protocol Scope 2 bringt mehr Genauigkeit, Transparenz und Vergleichbarkeit. Erfahren Sie, welche Änderungen kommen und was sie für Unternehmen bedeuten.
Die Dekarbonisierung von Unternehmen rückt in eine neue Phase: Präzisere Daten, transparente Methoden und glaubwürdige Berichterstattung stehen im Fokus. Ziel der GHG-Protocol-Scope-2-Reform ist es, Emissionen aus eingekaufter Energie deutlich detaillierter, nachvollziehbarer und global vergleichbar zu erfassen, ohne dabei die Umsetzbarkeit aus den Augen zu verlieren.
Zeitplan und Beteiligung
Die öffentliche Konsultation zur Überarbeitung des Standards läuft noch bis zum 19. Dezember 2025. Die endgültige Fassung wird voraussichtlich Ende 2027 veröffentlicht und schrittweise bis etwa 2030 eingeführt. Alle eingereichten Rückmeldungen sollen, nach Zustimmung oder Anonymisierung, öffentlich zugänglich gemacht werden.
Inhalt
Im Fokus steht die Aktualisierung der beiden etablierten Methoden zur Berechnung von Scope-2-Emissionen, der location-based und der market-based Perspektive.
Künftig soll Scope 2 klar auf physisch verbundene Stromerzeugungsprozesse begrenzt sein. Für die location-based Methode bedeutet das eine stärkere Ausrichtung auf räumliche und zeitliche Präzision. Das bedeutet die Nutzung von Emissionsfaktoren, die möglichst lokal und zeitnah den realen Netzflüssen entsprechen. Eine neue Hierarchie ordnet diese Faktoren nach geografischer und zeitlicher Granularität und bevorzugt konsumtionsbasierte Werte. Voraussetzung ist, dass die Daten kostenfrei, öffentlich zugänglich und glaubwürdig sind. Wo stündliche Daten fehlen, dürfen Lastprofile genutzt werden, um die Genauigkeit zu verbessern.
Auch die market-based Methode erfährt grundlegende Anpassungen: Vertragsbasierte Instrumente wie Herkunftsnachweise sollen künftig zeitlich mit dem Verbrauch korrelieren, idealerweise stündlich. Die Stromquellen dazu müssen sich innerhalb eines klar definierten, lieferfähigen Netzgebiets befinden. Für staatlich regulierte Versorgungssysteme wird ein neues Konzept eingeführt, das sicherstellt, dass nur der proportional zustehende Anteil emissionsfreier Energie angerechnet wird. Zudem wird der Residualmix neu definiert. Ist keiner verfügbar, müssen fossile Standardfaktoren genutzt werden.
Was kommt mit der Reform auf Unternehmen zu?
Für Unternehmen bedeutet sie erstmal steigende Anforderungen an Datenverfügbarkeit und -qualität. Stündliche Verbrauchs- und Emissionsdaten, neue Reporting-Tools und eine engere Zusammenarbeit zwischen Energie-, IT- und Nachhaltigkeitsteams werden wichtiger denn je.
Gleichzeitig steigen Vergleichbarkeit, Glaubwürdigkeit und Aussagekraft der Berichte, und die Trennung zwischen bilanziellen und wirkungsbezogenen Ansätzen wird klarer.
Übergangsfristen, mögliche Ausnahmen für kleine Verbraucher und eine begrenzte „Legacy Clause“ für bestehende Verträge sollen den Umstieg jedoch erleichtern.
Über die nächsten Schritte der Konsultation und die daraus entstehenden Anforderungen halten wir Sie auf dem Laufenden.
Ansprechperson
Haben Sie Fragen oder Hinweise zum Thema GHG Protocol? Wenden Sie sich gerne an Johanna Sitter.